Moderne Kommunikationstechnik im Unternehmen? Oft stehen Geschäftsführung und Projektleitung vor unerwarteten Herausforderungen. Im Rahmen seiner Dissertation hat Dr.-Ing. Peter Samulat sich mich mit der oft unerwartet hohen "Hürde Mensch" auseinandergesetzt, Erkenntnisse aus der betrieblichen Praxis zusammengefasst und geht der Frage nach: Ist UCC eher etwas für Kreative, für Entscheider oder für Führungskräfte?
Im privaten Umfeld nutzt heute fast jeder moderne Kommunikationstechnik und Social-Media-Werkzeuge. E-Mail, Chat, und die Videokonferenz mit dem Smartphone oder vom eigenen Rechner ergänzen nicht nur die klassische Telefonie, sie ersetzen sie – insbesondere bei Jugendlichen – oft vollständig. "Oha, mein Telefon klingelt – was ist denn das nur für eine unbekannte App?" Telefonieren mit einem Wählscheibenapparat? Gab es das mal wirklich? So sind immer mehr in das Berufsleben startendende Personen aufgewachsen mit moderner Kommunikationstechnik und dann der Kulturschock einer in die Jahre gekommener Unternehmenskommunikation – im "war of talents" ein "no go". Diese „Welt da draußen“ ist dem technisch oft weit voraus, was in vielen Unternehmen aktuell noch zur Kommunikation genutzt wird. Bringt aber „neue“ Kommunikationstechnik auch für jedes Unternehmen sofort und schnell Vorteile? Müsste nicht der Nutzen, der "business value of it" eines IT-Projektes zur Einführung dieser Technik enorm sein? Sollte so etwas nicht ganz schnell eingeführt werden, zum Beispiel als Re-Invest der in die Jahre gekommenen Telefonanlage?
Microsoft als einer der Anbieter dieser neuen Kommunikationstechnik, die oft als "Unified Communication and Collaboration System" (UCC) bezeichnet wird, verspricht für das Produkt Lync viel: Arbeits- und Entscheidungsprozesse werden stark beschleunigt, unproduktive Arbeitszeiten, zum Beispiel Reisetätigkeiten, entfallen zugunsten produktiver Zeiten und die Voraussetzungen für das weltweite, mobile Arbeiten werden geschaffen. Einsparpotenziale, die bereits bei Unternehmen ab etwa 10.000 Beschäftigten nicht selten in der Größenordnung von mehr als einer Million Euro pro Jahr liegen sollen.
Aber: Wie sieht die Wirklichkeit aus? Was ist, wenn die mit Lync konfrontierten Menschen im Unternehmen es einfach nicht wollen? Auf der einen Seite ganz einfach: Technisch orientierte Unternehmen mit ihren „Digital Natives“ brauchen UCC als unbedingtes Werkzeug, als "must have" der Kommunikation. Ein Unternehmen, das nicht über UCC verfügt, wird im Wettbewerb nicht überleben. Hier wird es keine Probleme dieser Art geben. Aber es gibt auch Fälle, in denen UCC einen großen Umbruch darstellt. In diesem Typ Unternehmen gehören E-Mail, Telefonie und Fax zu den seit langer Zeit gelebten, etablierten und vor allen Dingen gewohnten Arbeitsprozessen. Die Menschen kennen diese Arbeitsweise, haben die Arbeitsabläufe und die eigene Rolle darin jahrelang optimiert, und fühlen sich eher gestört durch Neuerungen in diesem Umfeld. Trotzdem entscheiden sich Unternehmensführungen zunehmend für die neue Technik – und treffen auf unerwartete Widerstände, auf allen Ebenen.