Die intelligente, vernetzte und visualisierte Zukunft scheint nicht mehr in allzu weiter Ferne zu liegen. Aber bei allen Chancen, die sie mit sich bringt, gibt es eine Reihe von Herausforderungen. Allein die zu erwartenden Milliarden von vernetzten Dingen und die zugehörigen Millionen von Apps, mit denen die Menschen mit diesen Dingen interagieren, möchte sich kaum jemand vorstellen. Schon heute gibt es eine ausufernde Menge an speziellen Apps für vernetzte Produkte und wir befinden uns erst am Beginn der Reise. Florian Harzenetter, Business Development Director bei PTC, erklärt, wie und mit welchen Lösungen solch ein Szenario trotzdem funktionieren kann.
funkschau: Herr Harzenetter, wie sollen die Menschen zukünftig überhaupt erkennen, mit welchen der intelligenten, vernetzten Dinge in ihrer Umgebung sie interagieren können und vor allem mit welcher App?
Florian Harzenetter: Eine App für jedes von Milliarden von Dingen kann offensichtlich nicht die Antwort sein. Um dieses Problem zu adressieren, erweitert PTC seine IoT-Plattform um das Projekt „Thing X“. Dessen Leistungsumfang wird die Art und Weise, wie wir die Dinge in unserer Welt erleben und mit ihnen interagieren, verändern.
funkschau: Thing X – das klingt zunächst einmal geheimnisvoll. Was verbirgt sich dahinter?
Harzenetter: Das Thing X-Projekt wird eine Reihe neuer Produkte und Funktionen umfassen und die Auslieferung von Apps auf neue Beine stellen. Es gibt zukünftig nur noch eine einzige App: den „Thing Browser“. Der erkennt sämtliche intelligenten, vernetzten Dinge und zeigt – basierend auf dem spezifischen Anwender, seinem jeweiligen Ort und dem Ding, das er anschaut – das entsprechende Erlebnis.
Vergleichbar mit dem Web-Browser, der den Anwendern das Potenzial des World Wide Web erschlossen hat, bietet der Thing Browser die Möglichkeiten, mit der wachsenden Anzahl an intelligenten, vernetzten Produkten und Systemen um uns herum zu interagieren. Der Thing Browser zeigt sämtliche Dinge, die man nutzen kann. Und dann ist es per Klick möglich, von all dem zu profitieren, was diese Dinge eröffnen.
funkschau: Damit werden die Dinge identifiziert. Aber wie kommt es dann zum Augmented Reality-Erlebnis?
Harzenetter: Neben dem Thing Browser umfasst Thing X eine weitere Komponente: den „Thing Server“. Er stellt die Inhalte zur Verfügung und ist das Kernstück der Suite. Der Thing Server verwaltet sämtliche „Erlebnisse“, die mit einem physikalischen Objekt verknüpft sind und durch sie geliefert werden können. Er verfügt über alle Informationen und Analysen zu dem jeweiligen Ding aus der gesamten Organisation. Das umfasst die digitale Produktdefinition ebenso wie Betriebs- und Wartungsverlauf.
Diese Inhalte, die die digitale Definition mit der physikalischen Instanz eines Gerätes verknüpfen, nennt man den digitalen Zwilling. Der digitale Zwilling kann auf unterschiedlichen Geräten in vielen verschiedenen Formen dargestellt werden: als Text in Tabellen, mit Pegeln und Nummern in einer 2D-Anzeige oder im Zusammenhang mit einer CAD-generierten 3D-Grafik.
funkschau: Eine derartige Erfahrung heute zu ermöglichen ist aber doch sehr kompliziert, teuer und äußerst zeitaufwendig. Wie wollen Sie das in Zukunft vereinfachen?
Harzenetter: Sie haben Recht – die Unternehmen brauchen ein-facher einsetzbare Werkzeuge, mit denen sie neue Ansätze schnell ausprobieren und hoffentlich erfolgreich umsetzen können. Um das zu ermöglichen, wird es in Thing X den sogenannten „Thing Builder“ geben. Der wird es den Unternehmen erlauben, sich sämtliche wichtigen Informationen des digitalen Zwillings zu beschaffen und darauf aufbauend und mithilfe umfassender 3D-Grafik und erweiterter Realität intuitive Erlebnisse für diese Dinge zu gestalten.
In einer Umgebung, in der nicht codiert werden muss und die ohne komplexe SDKs auskommt, können die Unternehmen beispielsweise 3D-Grafiken per Drag & Drop aus dem CAD-System übernehmen, eine mobile Repräsentation generieren, bei der auf die proprietären Internetprotokolle verzichtet wird, und schließlich die 3D-Inhalte mit Daten der Dinge selbst oder aus anderen Systemen wie PLM, SLM oder ALM abrunden. Und man wird auch in der Lage sein, diese Inhalte so vorzubereiten, dass sie mit Hilfe der erweiterten Realität zu einem eindrucksvollen Betrachtungserlebnis führen.
funkschau: Keine Codes und komplexen SDKs – ist das so einfach umsetzbar?
Harzenetter: Ja. Thing Builder nutzt diverse Mittel und Benutzerschnittstellen-Elemente, um auf einer Art Leinwand Erlebnisse zu erstellen, die sich der Form eines Tablets oder Smartphones anpassen. Als Teil der Thing Worx IoT-Plattform können die Entwickler anhand der Eigenschaften des digitalen Zwillings die relevanten Attribute auswählen und dann, wiederum per Drag & Drop, die Attribute des Produktes mit der Anzeige des Bildes verknüpfen.
Danach wiederholt man diesen Prozess für alle Bilder und Werte, die dargestellt werden sollen, und verknüpft diese auf die gleiche Art und Weise mit den Daten. So lässt sich zum Beispiel die Animation einer Demontage-Sequenz per Drag & Drop mit der schrittweisen Steuerung in „Thing Experience“ verknüpfen. Ist das abgeschlossen, wird es am Thing Server veröffentlicht und kann anschließend genutzt werden.