Der Anspruch an den Variantenreichtum von Produktlinien nimmt stetig zu. Einerseits wird in bestimmten Produktgruppen, wie bei Druckern, Druckmaschinen oder Klimaanlagen, eine breite Typenvielfalt auf einheitlicher Basis erwartet. Andererseits gibt es einen starken Trend in Richtung Mass Customization und zur kundenindividuellen Massenproduktion. Hier werden Vorteile der Massenfertigung mit der Erfüllung individueller Kundenanforderungen verbunden. Digitale Plattformen für Planung und Zusammenarbeit bieten die nötige Flexibilität zwischen den Mitarbeitern, um solchen Individualisierungsaufgaben effizient gerecht werden zu können. So können die 3D-Modelle referenzieren, sodass Änderungen nachvollziehbar bleiben und wichtige Informationen nicht verloren gehen. Auch die Verfügbarkeit, beispielsweise von auszutauschenden Teilen oder Baugruppen lässt sich durch die Verknüpfung digitaler Plattformen mit dem ERP-System überprüfen. Anders als in ERP-Systemen wird dabei nicht die konzernweite Verfügbarkeit angezeigt, sondern die nutzbare Menge an Teilen am eigenen Standort und deren präzise Lokalisierung.
Auf einem digitalen System können dazu wichtige zusätzliche Informationen hinterlegt werden, wie die bereitzustellenden Werkzeuge für den jeweiligen Montageschritt. Es gilt außerdem für jede Mitarbeitergruppe die benötigten Informationen zur Verfügung zu stellen. Dabei bestehen erhebliche Unterschiede. Umfangreiche Informationen und Daten, die zur Planung benötigt werden, sind für den Monteur und die Produktion sowie in noch höherem Maße für einen Service-Techniker nicht von Interesse, der später Wartungs- oder Reparaturarbeiten ausführt. Moderne digitale Produktionsplanungstools bieten hier die Möglichkeit, für unterschiedliche Nutzer individuelle Templates zu erstellen, in denen relevante Informationen strukturiert und übersichtlich dargestellt sind. So können auch neue oder weniger versierte Mitarbeitende innerhalb kurzer Zeit produktiv werden.
Digitale Planungs- und Kollaborationsplattformen werden künftig in der Industrie 4.0 kaum verzichtbar sein. Einerseits erfüllen sie gestiegene Ansprüche an die Effizienz und Flexibilität von Planung und Fertigung. Gleichzeitig erhöhen sie die Qualität der Planung. 3D-Modelle stehen im gesamten Prozess zur Verfügung stehen, allen Verantwortlichen werden die Planungsdaten samt Änderungen in Echtzeit angezeigt und die Verfügbarkeit von Komponenten durch eine ERP- und PLM-Anbindung wird überprüfbar. Ein weiterer Faktor stellt die individuelle Auswahl und Aufbereitung der Informationen für unterschiedliche Adressaten dar. Bei der Entscheidung über eine geeignete Plattform empfiehlt es sich darauf zu achten, dass sämtliche Funktionen und Optionen übersichtlich und intuitiv erfassbar sind. Denn auch in Zukunft werden unterschiedliche Fachleute mit unterschiedlichen Anforderungen an der Produktionsvorbereitung beteiligt sein. Maßgeblich wird es, all diese vielfältigen Personengruppen schnell nachhaltig und produktiv in den Produktionsprozess integrieren zu können, klar aufbereitet mit den wichtigsten Infos und Daten für den jeweiligen Mitarbeiter. Genauso unerlässlich ist es, dass ein solches System für die Beteilligten einfach zu verstehen und zu benutzen ist. All diese Anforderungen werden letztlich über den betrieblichen Erfolg entscheiden.
Dr. Fedor Titov ist Geschäftsführer der attenio GmbH.