Liquid Broadband schickt sich an, ein neues Mobilfunknetz in Deutschland zu errichten und den etablierten Carriern Paroli zu bieten. Doch das junge Unternehmen trifft auf erhebliche Widerstände aus Wirtschaft und Politik.
Was für ein Paukenschlag. Nachdem Telefónica E-Plus letztendlich übernommen hat und die EU den Wettbewerb mit dem Mobilfunkanbieter Drillisch gewährleistet sah, kündigte jetzt Liquid Broadband an, ein tatsächliches viertes Netz in Deutschland errichten zu wollen. Das interessante Konzept: Das erst 2013 gegründete Unternehmen will nicht auf große Mobilfunkmasten setzen, sondern auf »NetStations« in der Größe eines WLAN-Routers, den Privatnutzer, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen in ihren Räumlichkeiten aufstellen sollen. Dafür erhalten sie weitestgehend kostenfreien Zugang zum Netz und tragen mit einer Sendeleistung von rund 500 Metern zu ebenjenem bei. Die NetStation bleibt aber optional und jeder kann Kunde des Netzbetreibers werden. Liquid Broadband nennt jedoch den großen Vorteil, dass letztendlich jeder Bürger die Chance hat, am Ausbau mitzuwirken.
Basis für diese Infrastruktur ist das 700 MHz-Frequenzband, das mit der Digitalen Dividende wieder frei und durch die Bundesnetzagentur im zweiten Quartal 2015 versteigert wird. Dieses eignet sich für die geplante LTE-Verbindung, die Netzagentur will aber selbstverständlich Gewinn aus der Auktion für den Netzausbau sammeln und sieht einen Mindestbetrag von 75 Millionen Euro vor. Da die großen Carrier ein eigenes Interesse daran haben, Wettbewerb zu verhindern und ihr eigenes Spektrum auszubauen, wäre der Neueinsteiger im Wettstreit klar unterlegen. Wichtig ist laut Liquid Broadband-Geschäftsführerin Beate Rickert jetzt, dass das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur den Willen zeigt, die eigenen Vorgaben einzuhalten und für genügend Wettbewerb im TK-Markt zu sorgen. Denn im Telekommunikationsgesetz ist verankert, dass die Regeln des Versteigerungsverfahrens die »Belange kleiner und mittlerer Unternehmen berücksichtigen müssen«. »Ich erwarte nach wie vor, dass man sich an das Gesetz hält« so Rickert gegenüber CRN. »Aber das Vergabeverfahren ist gegenwärtig ausschließlich auf Erlösoptimierung und nicht auf Gewährleistung eines nachhaltigen Infrastrukturwettbewerbs ausgerichtet. Der Markt soll eben auf große europäische Champions konzentriert werden.«
Jetzt soll es wiederum an Liquid Broadband sein, eine eigenen Lobby bei den Verbrauchern zu bilden. Denn laut Rickert bräuchte es mehr Wettbewerb und echte Alternativen auf dem Markt. »Die Erfahrung hat gezeigt, die Bandbreiten sind bei den Netzbetreibern nicht garantiert und es handelt sich lediglich um Marketing-Versprechen«, erklärt Rickert. Besonders im ländlichen Raum hinkt der Netzausbau und der Graben zwischen angepriesener und tatsächlicher Bandbreite ist oft eklatant. Liquid Broandband sei hingegen eine Alternative mit höheren Bandbreiten, über die sich Bürger wie Landräte dankbar zeigten, so die Geschäftsführerin: »Der Kunde ist nicht bereit, für wenig Brandbreite viel Geld zu zahlen.«