Vierte These: Automatisierung vernichtet keine Arbeitsplätze, sondern bringt sie zurück. Natürlich spielt auch der Preis eine große, sogar sehr große Rolle. Nun ist aber der Lohnkostenanteil bei solchen Elektronikprodukten sehr gering, die hochautomatisiert hergestellt werden können – nicht umsonst fertigt Gigaset mittlerweile ihr Smartphone GS185 erfolgreich in Bocholt/Germany, Hut ab! Industrie 4.0 und die nächste Welle der Robotisierung befördern diesen Trend weiter, so dass wir verstärkt sehen werden, wie in den nächsten Jahren zunehmend Industriearbeitsplätze zu uns zurückkommen. Wetten, dass?
Bleiben jene Elektronikprodukte, die einen hohen manuellen Anteil haben, hier wage ich die These (fünf): Osteuropa schlägt China, jedenfalls bei europäischen Kunden. Der chinesische Durchschnitts-Monatslohn liegt mit 641 Euro zehn Prozent über dem Durchschnittslohn in Bulgarien und sogar 40 Prozent (!) über dem serbischen Lohnniveau. Somit gibt es selbst in Europa noch eine Menge Potenzial, ohne dass Baugruppen quer durch die Welt geschickt werden und der Kunde das “chinesische Risiko“ des Copy-and-Paste eingehen muss (Übrigens: Auch Thailand, eine Zeitlang hochgejubelt, liegt bereits 13 Prozent über dem serbischen Niveau). Und neben dem Thema Fertigung macht auch das Hochziehen von Entwicklung in Osteuropa sehr viel Sinn – weniger aus Kostengründen, sondern um dem leergefegten Arbeitsmarkt hierzulande zu entkommen.
Letzte These: Natürlich gibt es gute Gründe in Asien zu produzieren, jedoch nicht vorrangig aus dem falschen Grund einer vermeintlich besseren Kostenstruktur, sondern um den berechtigten Local-for-local-Bestrebungen auch der europäischen Kunden zu entsprechen, die zum Beispiel in China für den lokalen Markt Autos, Weiße Ware oder Roboter in ihren Werken produzieren und darum kurze Wege zu einer lokalen Elektronikfertigung bevorzugen.
Fazit: Wenn sich die deutsche produzierende Industrie auf ihre Stärken konzentriert, konsequent in Innovationen wie Industrie 4.0 sowie exzellente Mitarbeiter investiert, gezielt die Vorteile osteuropäischer Standorte nutzt und paranoid bleibt, dann wird Made in Germany ein Erfolgsmodell bleiben und auch die Zahl der Arbeitskräfte weiter steigen!