Wer sich auf ein pauschales "Das Netz ist VoIP-ready" verlässt oder mit zu einfachen Annahmen die erforderlichen Bandbreiten plant, wird sich nahezu unweigerlich gravierende Betriebsprobleme einhandeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie im Auftrag des VAF: Je nach Festlegung der Netzparameter und QoS-Mechanismen reduziert sich die tatsächlich für VoIP nutzbare Bandbreite drastischer, als vielfach angenommen wird. Der Großteil üblicher Planungsverfahren muss damit kritisch auf den Prüfstand gestellt werden.
TK-Systeme jüngerer Bauart basieren auf dem Internet-Protokoll (IP). Diese auch als VoIP-Lösung bezeichneten Systeme werden oft in neue oder gewachsene Kundennetze integriert, deren Eigenschaften mit wenigen Angaben als „VoIP-ready“ deklariert werden. Mit den TK-Systemen werden jedoch erhöhte Anforderungen an diese Netze gestellt, um eine gewisse Dienstqualität (Quality of Service – QoS) sicherzustellen. Zugleich wird die Belastung dieser Netze durch das TK-System selbst deutlich erhöht, hervorgerufen durch die Echtzeitkommunikation und die dadurch erzeugten sehr vielen kleinen zusätzlichen IP-Pakete. Die Netzbelastung beeinflusst dann wiederum die Qualität der Sprachübertragung.
Viele Netze verfügen daher über spezielle QoS-Maßnahmen. Eine dieser Maßnahmen ist die Priorisierung der Echtzeitinformationen gegenüber den anderen IP-Paketen, ein Beispiel hierfür ist Differentiated-Services (DiffServ). Eine andere Möglichkeit im Bereich der Standortvernetzung ist der Einsatz von MPLS-Systemen (Multiprotocol-Label-Switching). Mitunter trifft man auch auf die Ansicht, eine Überdimensionierung der Netze sei völlig ausreichend für die Unterstützung von Echtzeitdiensten.
Welche Maßnahmen im Netz ergriffen wurden, ist für den Anbieter der TK-Systeme häufig nicht oder nur unzureichend ersichtlich. Selbst in aktuellen Ausschreibungen gehen die Aussagen mitunter kaum über ein „Das Netz ist VoIP-ready“ hinaus. Die Maßnahmen sind aber bei Weitem nicht gleichwertig. In der vom VAF in Auftrag gegebenen Studie wird gezeigt, dass eine vorhandene 2,048-MBit/s-Strecke mit einer durchschnittlichen Belastung von 5 Prozent für die klassische Datenkommunikation zwischen 7 und 24 VoIP-Kanäle transportieren kann, je nachdem, welche Maßnahmen und Einstellungen im Netz vorgenommen wurden.