Selbst wer sich intensiv auf der Office-365-Administrationsseite oder speziell im Exchange-Control-Panel umschaut wird nichts zum Punkt „Backup und Restore“ finden. Das wirft die Frage auf, wie Sicherungen und Wiederherstellungen in Office-365 und speziell für Exchange-Online durchgeführt werden können. Tatsächlich sieht es hier düster aus. Selbstverständlich sichert Microsoft selbst regelmäßig alle Office-365-Server. Allerdings kann ein Administrator nicht einfach bei Microsoft anrufen und um die Wiederherstellung gelöschter, zerstörter oder sonst wie verschwundener Daten bitten. Microsoft fertigt diese Backups für den eigenen Gebrauch an, beispielsweise für eine Wiederherstellung in dem Fall, wo Microsoft selbst für die Zerstörung einer größeren Menge von Kundendaten verantwortlich ist. Möglicherweise wird Microsoft für wichtige Kunden ausnahmsweise Daten wiederherstellen, aber darauf verlassen darf man sich nicht. Welche Optionen hat der Kunde also? Zunächst die, die es auch bei einer lokalen Exchange-Installation gibt: Löscht ein Benutzer versehentlich eine Nachricht, kann er sie aus dem Papierkorb wiederherstellen, solange die Aufbewahrungsdauer für diese Nachricht nicht abgelaufen ist. Die Aufbewahrungsdauer für gelöschte Nachrichten beträgt standardmäßig 30 Tage; sie lässt sich über das Exchange-Control-Panel ändern, aber nicht für individuelle Nachrichten, Benutzer oder sonstige Elemente. Die Frist von 30 Tagen existiert auch für gelöschte Postfächer. Genauso lange lassen sie sich über das Exchange-Control-Panel wiederherstellen - dafür gibt es sogar ein eigenes Icon „Gelöschte Postfächer“. Auf diese Weise lassen sich aber nur Benutzerpostfächer retten, Ressourcenpostfächer, beispielsweise für Räume oder Geräte, tauchen nach einem Klick auf das Icon nicht auf, sie sind wie Jason Bourne „nicht zu retten“. Nicht wiederherstellbar sind außerdem gelöschte Postfächer, die sich in einer Verbunddomäne befanden und solche, die noch nie benutzt wurden. Für Letztere ist es natürlich nicht weiter schlimm, die erzeugt der Administrator bei Bedarf halt neu.
Die bislang beschriebenen Optionen sind geeignet für die Wiederherstellung einzelner Elemente, beispielsweise einzelner Nachrichten oder eines einzelnen Postfachs. Sie haben natürlich nichts zu tun mit Backup und Restore und helfen auch nicht weiter, wenn beispielsweise ein oder mehrere beschädigte Postfächer wiederherzustellen sind, beispielsweise nach einem Virenbefall. Es ist schlicht so, dass es keine Funktion gibt, mit der Administratoren ihre Postfächer sichern können. Microsoft redet davon, dass Exchange-Online-Postfächer in geografisch verteilte Datacenter repliziert werden, aber das hilft dem Kunden in so einem Fall ja auch nicht weiter. Microsoft-Mitarbeiter schlagen ihren Kunden ernsthaft vor, die Benutzer aufzufordern, beispielsweise ihre Kontakte in CSV-Dateien zu exportieren und Postfachinhalte in PST-Dateien zu speichern. Unglaublich! Zugegeben, es funktioniert. Aber wir sparen uns, auf dieses Verfahren hier näher einzugehen, denn in einer Organisation mit sagen wir mal 100 E-Mail-Nutzern klappt das nie im Leben. Einfach 100 Benutzer bitten, regelmäßig Daten zu exportieren? Das ist eine Strategie für Würstchenbuden, aber Unternehmen funktionieren nicht so. Einen Weg, Exchange-Online-Daten lokal zu archivieren, bieten zusätzliche Programme wie Mailstore (www.mailstore.com). Aber auch die sind von einer echten Backup-Lösung ein Stück weit entfernt. Eine bessere Lösung scheint da das inzwischen zu Symantec gehörende „LiveOffice“ für Office-365 zu sein, das wir uns allerdings (noch) nicht genauer angesehen haben.