Access-Netze

Optimierte letzte DSL-Meile

13. März 2014, 14:37 Uhr | Andreas Foglar, CEO bei Innoroute
Der Teilnehmeranschluss per DSL entpuppt sich oftmals als Flaschenhals für zeitkritische Dienste wie Voice-over-IP oder Video-Anwendungen.
© Innoroute

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „YouQoS“ untersucht ein neuartiges Konzept zur Dienstgütekontrolle, um DSL-Anschlüsse mit geringen Bitraten aufzuwerten.

Die Idee hinter You-QoS ist, dass die Datenströme der wichtigen Anwendungen vom Netz priorisiert werden, und dass der Teilnehmer selbst bestimmt, welche Anwendungen für ihn gerade wichtig sind. Somit hat diese Lösung das Potenzial, die aktuelle Debatte zur Netzneutralität zu lösen. Nach einem Jahr Laufzeit haben die beiden Projektpartner, das Institut für Kommunikationsnetze und Rechnersysteme der Universität Stuttgart und das Münchner Startup Innoroute ein Konzept entwickelt, wie die Lösung stufenweise und mit geringer Anfangsinvestition in Zugangsnetze eingebracht werden kann. Die Lösung nutzt dafür das neue Netzsteuerungsprotokoll „OpenFlow“.

Das Problem, das es zu lösen galt, ist gut bekannt: Sind einer oder mehrere Nutzer in einem Haushalt gleichzeitig online, kommen zahlreiche Datenströme von verschiedenen Quellen aus dem Internet auf den Teilnehmeranschluss zu. Dabei stellt die DSL-Leitung den Flaschenhals dar. Rund 20 Prozent aller Teilnehmer in Deutschland haben Downstream-Raten von 6 MBit/s oder weniger und sind davon besonders betroffen. Die Effekte sind bekannt: Ruckelnde Videos, Aussetzer bei Internet-Telefonie (VoIP), zermürbend langsame Browser et cetera.

Die technische Lösung ist eigentlich einfach: Durch Priorisierung von Sprachpaketen könnten Telefonate immer ungestört weiterlaufen – ihre Datenrate ist gering; Downloads und E-Mail-Synchronisierung könnten als Hintergrunddienst herabgestuft werden und so den Browser weniger stören. Bei Video-Streaming könnte je nach Präferenz der Nutzer eine Ja/Nein-Entscheidung vorteilhaft sein – besser drei Videos in guter Qualität zu empfangen und das vierte abzuweisen, als vier Videos in schlechter Qualität zu sehen.

Die Umsetzung in der Praxis ist nicht einfach. Der Flaschenhals, an dem sich die Datenpakete in Downstream-Richtung stauen, liegt im Hoheitsgebiet des Netzbetreibers, genauer gesagt im DSLAM (Digital-Subscriber- Line-Access-Multiplexer). Das ist ein Gerät an dem DSL-Leitungen hunderter Teilnehmer angeschlossen sind. Tausende DSLAMs sind in Deutschland installiert. Ein DSLAM hat zwar eigentlich Schaltungen zur Priorisierung eingebaut, aber er weiß nicht, welche Paketströme er bevorzugen soll – und er darf es auch nicht, denn das würde gegen die Netzneutralität verstoßen.

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