funkschau: Bei De-Mail erhalten Nutzer geschützte E-Mail-Adressen mit einem besonderen Domänennamen. Die potenziellen De-Mail-Nutzer haben sich jedoch über die Jahre hinweg eine eigene E-Mail-Infrastruktur aufgebaut und diejenigen E-Mail-Adressen eingerichtet, die für ihre geschäftlichen, behördlichen und auch privaten Zwecke am besten geeignet sind. Müssen bei der De-Mail die Nutzer folglich ihre bewährte Struktur verlassen und stattdessen eine rein deutsche, komplett neue E-Mail-Infrastruktur aufbauen?
Hoffmann: Nein. Für die IT-Verantwortlichen in Unternehmen ist De-Mail nicht mit zusätzlicher Arbeit verbunden. Der Standard lässt sich komfortabel in die bestehende Mail-Umgebung integrieren, etwa über eine webbasierte Schnittstelle oder ein Outlook-Plug-In. Sowohl für einzelne Mitarbeiter als auch für ganze Fachabteilungen können dann problemlos eigene De-Mail-Postfächer eingerichtet werden. Für Mittelständler ist ein schrittweiser Einstieg wahrscheinlich am besten. Je nach Bedarf kann De-Mail dann immer tiefer in die internen Systeme und Prozesse eingegliedert werden. Wichtig ist jedoch, dass man sich rechtzeitig seine De-Mail-Domain sichert.
funkschau: Warum die Eile?
Hoffmann: Inhaber einer de-Domain profitieren nur noch kurze Zeit von einem exklusiven Vorgriffsrecht für De-Mail-Domains. Zum Ende des Jahres läuft der gesetzliche Schutz aus. Nach dem 31.12. gilt das „First come, first serve“-Prinzip. Gerade bei gängigen Namen dürfte die Nachfrage besonders stark sein. Hinzu kommt, dass die rechtlichen Auflagen für die zulässigen Varianten den Namensraum sehr viel enger als für Internet-Adressen machen. Schnell sein, lohnt sich also.
funkschau: Unternehmer sind auf eine vertrauliche und verbindliche digitale Kommunikation über Deutschland hinaus angewiesen. Es ist nicht zu erwarten, dass Unternehmen parallel eine internationale Lösung und zusätzlich eine rein deutsche De-Mail-Lösung einsetzen werden. Ist De-Mail eine rein deutsche Insellösung?
Hoffmann: Das ist ein Mythos. De-Mail basiert auf anerkannten, weit verbreiteten Standards aus dem E-Mail-Umfeld wie dem SMTP-Protokoll. Die Nutzung ist grundsätzlich auch für Bürger, Firmen und Institutionen im Ausland möglich. Und zwar auf zwei Arten, die beide in der Praxis schon erfolgreich erprobt wurden. So kann ein multinationales Unternehmen alle Niederlassungen mit De-Mail ausstatten und über die Landesgrenzen hinweg rechtsverbindlich digital kommunizieren. Im Rahmen der Pilotphase wurde dieses Verfahren unter anderem vom EADS-Konzern getestet. Außerdem kann das De-Mail-System im Laufe der Zeit problemlos mit anderen internationalen wie nationalen Lösungen interoperieren (zum Beispiel über Gateways). Voraussetzung ist natürlich immer, dass die entsprechenden Sicherheitsstandards erfüllt werden, da ein Gesamtsystem eben nur so sicher ist wie das schwächste Glied in der Kette. Sobald ein anderes System jedoch als sicher genug befunden wurde, kann es vollständig mit dem De-Mail-System zusammengeschaltet werden – unabhängig vom Standort.
funkschau: Durch den Zwang, eine neue E-Mail-Adresse haben zu müssen, sind klassische E-Mail-Provider beim Zuschlag als De-Mail-Provider klar im Vorteil. Führt das nicht zu einem De-Mail-Oligopol mit in der Folge gravierenden Nachteilen bei der Preisgestaltung in einem nicht wirklich vorhandenen Wettbewerbsmarkt?
Hoffmann: Wir haben aktuell bereits vier De-Mail-Anbieter, die zueinander im Wettbewerb stehen. Das Akkreditierungsverfahren der Deutschen Post läuft noch. Der Markt ist jederzeit offen für weitere Player: Wer den Dienst anbieten möchte und das aufwändige Akkreditierungsverfahrens erfolgreich meistert, kann eintreten. Das De-Mail-Gesetz schreibt vor, dass alle anderen De-Mail-Anbieter interoperabel zu diesem neuen Anbieter sein müssen. Es gibt also keine Grundlage, einen Provider auszuschließen oder zu benachteiligen. Damit existiert auf dem Postmarkt zum ersten Mal in der deutschen Geschichte ein echter Wettbewerb, der nicht von einem vorherigen Staatsmonopol überschattet wird.