Digital Workplace

"Überstunden sind keine Erfindung der Digitalisierung"

29. November 2019, 14:45 Uhr | Autor: Stefan Adelmann
Alain Genevaux, Leiter des Microsoft 365-Geschäfts bei Microsoft Deutschland
© Microsoft

Noch haben nur wenige deutsche Unternehmen eine klar definierte Strategie rund um digitale Arbeit. Im funkschau Interview erklärt Alain Genevaux von Microsoft, was die ausbremsenden Faktoren sind und warum eine Modernisierung des Konzeptes Arbeit trotz aller Hürden unumgänglich ist.

funkschau: Herr Genevaux, viele der Technologien, die hinter dem Begriff Digital Workplace stehen, sind bereits seit vielen Jahren auf dem Markt, auch Telearbeit und Homeoffice dürften für die wenigsten Unternehmen neu sein – und dennoch spricht der Markt vom Arbeitsplatz der Zukunft. Wie lässt sich das erklären, was ist anders als beispielsweise noch vor fünf Jahren?

Alain Genevaux: Die Begriffe sind natürlich nicht neu, doch gleichzeitig sind mobile Arbeit, Homeoffice und disziplinübergreifende Zusammenarbeit noch lange nicht in allen deutschen Unternehmen Standard. In manchen Organisationen wird heute noch wie vor fünf Jahren gearbeitet – dabei hat sich einiges geändert: Kollaborations-Tools wie Teams, die (Video-)Telefonie, Dateiablage, Chat, das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten und viele weitere nützliche Tools in einer Anwendung vereinen, gab es damals noch nicht. Auch die Nutzung von Cloud-Diensten nahm damals gerade erst Fahrt auf – das heißt, Informationen lagen damals primär auf lokalen Servern oder Festplatten, was mobile Arbeit deutlich erschwert hat. New Work war 2014 noch nicht in aller Munde und schon gar nicht Teil der Arbeitsrealität in vielen Unternehmen.

Seitdem hat sich die technologische Basis für Arbeit durch neue, intelligente Tools und digitale Assistenten auf Basis von Künstlicher Intelligenz und leistungsstarker Hardware verändert. Und auch unser Blick auf die Welt: In Unternehmen ist die Erkenntnis gereift, wie fundamental die Digitalisierung unser Leben und natürlich auch Arbeit verändert. Gleichzeitig ist das ein langfristiger Prozess, dessen Ausgang offen ist – oder der vielleicht kein Ende hat, nie vollständig abgeschlossen ist. Beim Thema moderner Arbeitsplatz müssen sich Unternehmen also vor allem strategisch so aufstellen, dass sie für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet sind.

funkschau: Wo genau stehen deutsche Unternehmen in diesem Prozess? Sie gelten im internationalen Vergleich ja eher als zurückhaltender als beispielsweise ihre US-Pendants.

Genevaux: Viele Unternehmen haben die Notwendigkeit der Digitalen Transformation erkannt, dennoch stehen die Transformationsprozesse vielerorts noch am Anfang. Um herauszufinden, woran das liegt, haben wir im letzten Jahr gemeinsam mit YouGov mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutscher Organisationen befragt: Nicht einmal jeder vierte Beschäftigte erkennt in seinem Unternehmen eine klar definierte Strategie für die Digitale Transformation, nur jeder Zehnte erlebt die Entwicklung dieser Digitalisierungsstrategie als gemeinschaftlichen Prozess von Unternehmensleitung und Belegschaft. Und das, obwohl die Mehrheit der Beschäftigten der Digitalen Transformation positiv gegenübersteht. Die Digitalisierung ist auch heute noch zu selten Chefsache: Nur jeder vierte Befragte sieht die Geschäftsführung oder den Vorstand als treibende Kraft der Transformation.

funkschau: Was sind also konkret die ausbremsenden Faktoren?

Genevaux: Es scheitert nicht am Veränderungswillen der Belegschaft, sondern an der fehlenden, ganzheitlichen Strategie – die im Übrigen nicht nur technologische, sondern auch kulturelle Faktoren berücksichtigen muss. Einen Konferenzraum für Videotelefonie auszustatten macht noch keine erfolgreiche Digitale Transformation. Es ist höchste Zeit, dass sich deutsche Unternehmen umfassend mit dem Thema auseinandersetzen, um auch in Zukunft konkurrenzfähig und innovativ zu bleiben.

funkschau: Hier scheinen besonders Großunternehmen und Konzerne aufgrund ihrer Ressourcen und Möglichkeiten einen Schritt voraus. Ist der Schritt hin zur Modernisierung der Arbeitsplatz-Infrastruktur Ihrer Meinung nach auch für den Mittelstand relevant und möglich?

Genevaux: Auf jeden Fall, nicht zuletzt, weil auch der Mittelstand sich zunehmend in einem internationalen Umfeld bewegt und mit Konzernen um Fachkräfte im „War for Talents“ kämpft. Die Vorteile, die eine zeitgemäße IT-Infrastruktur bietet, entfalten sich ja nicht nur für Konzerne – kürzere Abstimmungswege, zentrale Dateiablagen, das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten, intelligente Terminbuchungs- und Projektmanagement-Tools. Das alles macht auch die Prozesse in kleineren und mittelständischen Unternehmen schlanker. Lösungen aus der Cloud bieten außerdem den Vorteil, dass die zeitintensive Wartung und Instandhaltung eigener Server entfällt – das ist besonders hilfreich, wenn die Kolleginnen und Kollegen von der IT ohnehin zu wenige Ressourcen für die vielen Projekte haben.

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