Siemens und The Gores Group verkaufen ihr UCC-Joint Venture Unify. Strategische Gründe sollen bei der Entscheidung dabei eine große Rolle gespielt haben – für Atos und Unify könnte der Deal aber zumindest teilweise aufgehen.
Unify soll verkauft werden. So zumindest der Plan der Joint Venture-Partner Siemens und The Gores Group sowie des französischen IT-Dienstleisters Atos. Sollte es keine Einwände seitens der Arbeitnehmervertreter und der Aufsichtsbehörden geben, planen die Parteien, die Akquisition im ersten Quartal 2016 abzuschließen. Der Kaufpreis beläuft sich auf 340 Millionen Euro in bar.
Für Siemens stellt der Verkauf einen logischen Schritt dar, wenn auch das Ende einer langen Historie. Denn noch vor einigen Jahrzehnten wollte sich der Münchner Konzern als einer der führenden Anbieter der Informations- und Telekommunikationslandschaft positionieren, woraus die Gründung der Siemens Communication Systems resultierte. Nach der Jahrtausendwende folgten jedoch Trennungen. Der Verkauf von Siemens Mobile an BenQ, die Übernahme der verbliebenen Anteile von Nokia Siemens Networks durch den finnischen Partner und jetzt letztendlich Unify, der ehemaligen Siemens Enterprise Communications.
Überraschend kommt die Entscheidung nicht. Schon in den vergangenen Jahren gab es Gerüchte um geplante Übernahmen, beispielsweise durch den kanadischen Wettbewerber Mitel. In den letzten Monaten sprachen jedoch andere Gründe für eine Trennung: »Unifys Ankündigung, die Hälfte der Stellen zu kürzen, war schon ein sicheres Anzeichen dafür, dass Gores als Finanzinvestor Unify lieber verkaufen möchte als weiter strategisch in dessen Zukunft zu investieren«, schreiben die beiden PAC-Analysten Nicole Dufft und Andreas Stiehler. Es sei kein Geheimnis, dass die Perspektive des Unternehmens im sich konsolidierenden UCC-Markt unsicher gewesen sei. »Auch wenn Unifys Technologien generell als hochwertig wahrgenommen werden, sind Microsoft und Cisco starke Wettbewerber mit besseren Aussichten, den UCC- oder Digital Workplace-Bereich mittelfristig zu dominieren.«
Siemens und Gores würden daher gute Gründe haben, Unify zu verkaufen und Atos scheine ein passender Kandidat zu sein, so die PAC-Analysten. Gänzlich lösen vom ehemaligen Mutterkonzern wird sich der Münchner UCC-Anbieter jedoch nicht. Atos ist ein langjähriger Partner des deutschen Technologiekonzerns und Siemens hält aktuell zwölf Prozent der Anteile des französischen Unternehmens. »Atos ist ein bewährter und vertrauensvoller Partner sowie ein Spezialist für die erfolgreiche Integration von Akquisitionen«, so Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. Der IT-Dienstleister hatte 2011 schon Siemens IT Solutions and Services übernommen und kündigte jetzt in einem Atemzug mit dem Unify-Kauf an, die bestehenden IT-Vereinbarungen mit dem Münchner Konzern bis Ende 2021 um 3,23 Milliarden Euro auf 8,73 Milliarden Euro zu erhöhen. Gleichzeitig will Siemens seine Atos-Aktien mindestens bis 2020 halten. Es liege also nahe anzunehmen, dass die Unify-Akquisition hauptsächlich durch die strategische Partnerschaft mit Siemens motiviert wurde, so Dufft und Stiehler.