Datenschutz sei generell ein sehr wichtiges Thema, sagt auch Sabine Reinhart, die in Hamburg die PR-Agentur PR13 betreibt. Allerdings habe die DSGVO erheblichen Mehraufwand zur Folge. Vor zwei Monaten habe sie “die Panik erfasst”. Folge war ein Krisentreffen ihres dreiköpfigen Teams – und der Besuch eines Seminars zu Fragen der Umsetzung. “Die Drohung, dass der Verantwortliche zu millionenschweren Strafen herangezogen werden kann, ist natürlich so bedrohlich, dass sich alle informieren und alles 200 Prozent korrekt machen wollen”, sagt Reinhart.
Die großen Berufsverbände und die Datenschutzbeauftragten registrieren seit Wochen einen enormen Zulauf zu ihren Informationsveranstaltungen. Schon allein das wertet Smoltczyk als “Riesenerfolg” für die EU-weit geltende Verordnung: Denn es folge daraus, dass die DSGVO im Gespräch und “in aller Munde” sei. Auch die Start-up-Sprechstunde der Behörde sei inzwischen überlaufen. “Die Unternehmen haben das auf dem Schirm und werten es oft auch als Wettbewerbsvorteil”, sagte Smoltczyk.
Doch die Zeit drängt. Berechtigte Sorge oder Sturm im Wasserglas also? Für Handwerksbetriebe gibt der Zentralverband des Deutschen Handwerks ZDH ein Stück weit Entwarnung. Für seine Mitglieder gebe es nur geringen Handlungsbedarf, erklärte der Verband auf Anfrage. Die DSGVO bringe “inhaltlich nur sehr wenige praxisrelevante Änderungen mit sich”. Dies gelte auch für die formalen, bürokratischen Anforderungen. “In der Sache kommt auf Betriebe, die bereits heute datenschutzkonform agieren, kein zusätzlicher Aufwand zu”, ist der ZDH überzeugt.
Für Mitglieder der Industrie und Handelskammer IHK sieht es schon etwas anders aus: “Für unsere Mitglieder und insbesondere für die KMU bringt die EU-Verordnung eine Vielzahl an Neuerungen und Pflichten mit sich”, erklärte Bettina Schoenau von IHK Berlin. Dabei erscheine “gerade die Fülle und Komplexität der Regelungen eine echte Herausforderung”, wie eine Blitzumfrage im März bestätigt habe. Danach hatten sich 36 Prozent der befragten Unternehmen noch gar nicht mit der Umsetzung beschäftigt. Informationsbedarf gebe es etwa zu den Dokumentationspflichten beim Speichern von Kundendaten und darüber, welche Daten überhaupt gespeichert und wie Kundendaten intern verarbeiten werden dürften. Eines der großen Probleme sei aktuell jetzt die noch wenig verbleibende Zeit.
Für kleine Digital-Unternehmen und Start-ups könnte es deshalb langsam kritisch werden. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft BVDW sieht auch vier Wochen vor Inkrafttreten der neuen Bestimmungen noch immer großen Aufklärungsbedarf. Man habe “sehr viel Energie in die Aufklärung investiert”, sagte ein Sprecher. Die “komplexe Regulierung” stelle viele Unternehmen aber vor “große Herausforderungen”, zumal die Verordnung viel Ermessensspielraum offenließe.