Wirtschaftskriminalität

Täter kommen oft aus den eigenen Reihen

4. September 2024, 11:30 Uhr | Diana Künstler
© gearstd - AdobeStock

Wenn ein Unternehmen betrogen wird, kommen die Täter häufig aus den eigenen Reihen. Doch auch die externen Betrüger werden immer raffinierter, wie eine Auswertung samt Beispielsfälle der Versicherungsbranche zeigt.

Wirtschaftskriminalität Verteilung Schadenfälle und Schadenhöhe 2022
Anteil interner und externer Täter an Schadenfällen und der Schadenhöhe in der Vertrauensschadenversicherung
© GDV

Jeder zweite Fall von Betrug und Veruntreuung in deutschen Unternehmen ist auf das kriminelle Verhalten der eigenen Mitarbeiter zurückzuführen. Das geht aus Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor, der rund 4.400 Schadensfälle aus der Vertrauensschadenversicherung ausgewertet hat. Demnach richten kriminelle Angestellte sogar höhere Schäden an als externe Täter: „Im Schnitt bringen kriminelle Mitarbeiter ihre Arbeitgeber um rund 125.000 Euro, bevor sie auffliegen“, sagt die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach. Externe Kriminelle kämen im Schnitt auf 80.000 Euro. „Die eigenen Mitarbeiter genießen einen Vertrauensvorschuss und kennen die Sicherheitslücken im Unternehmen genau. Deswegen bleiben sie in der Regel länger unentdeckt und können höhere Summen erbeuten“, so Käfer-Rohrbach. 

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Wirtschaftskriminelle setzen auf KI

Wirtschaftskriminalität Durchschnittliche Schadenhöhe 2022
Interne Täter erbeuten deutlich höhere Summen.
© GDV

Bei der anderen Hälfte der Schadensfälle werden Unternehmen Opfer externer Täter. Diese gehen immer raffinierter vor. „Externe Täter nutzen sehr geschickt die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz, um falsche Identitäten vorzutäuschen“, sagt Rüdiger Kirsch, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Vertrauensschadenversicherung im GDV.

Bei der sogenannten „Fake-President-Masche“, bei der sich Kriminelle als Führungskräfte von Unternehmen ausgeben, kommen nach Beobachtung der Versicherer zunehmend gefälschte Ton- und sogar Videoaufnahmen zum Einsatz. „Manche gehen so weit, dass sie damit in einer Videokonferenz als Vorstand oder Geschäftsführer auftreten“, so Kirsch. Immer wieder komme es vor, dass Beschäftigte den Betrug nicht erkennen und auf Weisung der angeblichen Führungskraft hohe Summen auf fremde Konten überweisen. 

Schutz durch gutes Betriebsklima und wirksame Kontrollsysteme

Nach den Erfahrungen der Versicherer verringert ein gutes Betriebsklima und eine offene und transparente Kommunikation im Unternehmen das Risiko, Opfer von Kriminellen zu werden. Parallel dazu sollten aber auch effektive und wirksame Kontrollsysteme aufgebaut und sensible Bereiche doppelt abgesichert werden. Dazu gehöre es insbesondere, 

  • bei Zahlungen strikt das Vier-Augen-Prinzip zu beachten,
  • einen verbindlichen Verhaltenskodex zu verabschieden,
  • die Mitarbeiter regelmäßig zu schulen,
  • ein Hinweisgeber-System aufzubauen und
  • einen Compliance-Beauftragten zu benennen.

Müssen besonders exponierte Stellen besetzt werden, sollten Unternehmen auch ein polizeiliches Führungszeugnis anfordern. „Prävention kann nicht jeden Fall verhindern. Aber sie erschwert kriminelle Machenschaften und führt zu einer schnelleren Aufdeckung“, sagt Kirsch. Wird ein Mitarbeiter bei einer Straftat entdeckt, sollte das Verhalten zudem konsequent geahndet werden.


  1. Täter kommen oft aus den eigenen Reihen
  2. Beispielsfälle – Innentäter
  3. Beispielsfälle – Betrug mit Künstlicher Intelligenz

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