Logitechs Peripheriegeräte-Portfolio ist breit gefächert. Besonders die Webcams sind sowohl im privaten als auch im Geschäftsbereich beliebt. Mit der Einführung der neuen MX Brio 705 for Business Webcam zielt der Hersteller darauf ab, diesen Ruf weiter zu festigen. Erreicht Logitech dieses Vorhaben?
Zugegeben, es ist schwer, etwas Gutes nochmals deutlich zu verbessern. Aber genau das versucht Logitech mit der neuen MX Brio 705 for Business. Vorab: Die schicke Webcam ist auch ohne den Zusatz „for Business“ für den Consumer-Bereich verfügbar. In unserem Test widmen wir uns jedoch der Variante für professionelle Business-Anwender. Diese arbeiten bekanntlich bis zu 50 Prozent hybrid und benötigen daher zuverlässige und leicht zu transportierende Technik. Für die Konfiguration der Kamera stehen mit „Logi Tune“ und „Sync“ zwei in vielen Bereichen bereits vorhandene Programme zur Verfügung.
Das ansprechende Design der Kamera mit seinem edlen Aluminiumgehäuse besteht zu 82 Prozent aus recycelten Werkstoffen und die Verpackung ist komplett aus Pappkarton. Damit gibt Logitech schon einmal den Weg für die Zukunft vor. Die Verarbeitung und das seidenmatte Gehäuse liefern bereits einen Hinweis auf die innovative Technik im Inneren.
Die Halterung zur Platzierung oben auf dem Bildschirm ist stabil, lässt sich zuverlässig anbringen und verfügt über eine Pivot-Funktion, dazu später mehr (s. Abschnitt „Effektiv präsentieren mittels Showmode“). Sowohl die horizontale als auch die vertikale Anpassung ist unkompliziert und schnell durchgeführt. Die Kamera selbst ist magnetisch am Halter befestigt, sie kann damit schnell abgenommen und manuell auf ein bestimmtes Objekt im Raum fokussiert werden. Dies hat sich im Test als sehr praktisch erwiesen.
Da inzwischen fast überall genügend Bandbreite zur Verfügung steht, kann die MX Brio 705 die 4K-Auflösung mit 30 FPS für auch tatsächlich für eine detailreichere Darstellung nutzen. Das Objektiv liefert Sony aus seiner Starvis-Serie. Es besteht aus fünf Glaselementen inklusive Weitwinkelfunktion. Der Sensor hat sich im Vergleich zum Vorgänger um 70 Prozent vergrößert und bietet Platz für 8,5 Megapixel. Der Schwerpunkt der Belichtung liegt auf dem Gesicht des Nutzers. Dieses wird noch natürlicher, mit deutlich intensiveren Farben und mit höherer Detailtiefe als beim Vorgängermodell dargestellt. Die Bildqualität in unserem Test war in Tat sehr beeindruckend, selbst im Vergleich der als Standard bekannten Vorgänger-Kamera Brio (Stream).
Selbst bei kritischen Lichtverhältnissen, zum Beispiel einer Mischung von natürlichem Tageslicht mit der künstlichen Beleuchtung im Raum konnten wir immer ein hochwertiges, klares und natürliches Ergebnis erzielen. Gerade hier wird die Weiterentwicklung inklusive KI deutlich wahrnehmbar. Und auch bei minimaler Ausleuchtung erzeugte die Kamera immer noch ein wirklich gutes Bild. Damit ist die Kamera aus unserer Sicht für jeden Arbeitsplatz geeignet und der Nutzer muss sich nicht um eine spezielle Ausleuchtung Gedanken machen. Dazu kommt noch der sehr schnelle und exakte Autofokus. Bewegt sich der Nutzer vor, zurück oder steht er auf, erfolgt die Schärfeanpassung fast ohne Zeitverzögerung. Das Gesicht dient dabei als Bezugspunkt für die Schärfeermittlung. Das ergibt eine hohe Flexibilität bei der Nutzung und schränkt den Nutzer in keiner Hinsicht ein.
Die beiden Beamforming-Mikrofone mit Sprachzentrierung zeigten eine sehr gute Leistung. Da die Kamera für den Einzelarbeitsplatz ausgelegt ist, können die Mikrofone sehr gut auf den Nutzer fokussieren. Die Reichweite ist dabei auf circa 1,2 bis 1,5 Meter ausgelegt. Erst bei hoher Lärmbelästigung im Raum stößt das System an seine Grenzen.
Tabelle: Leistungsumfang und Bewertung Logitech MX Brio for BusinessMit der Funktion „RightSight“ (Autoframe) folgt die Kamera dem Anwender und er bleibt immer im Zentrum des Bildes. Ideal sind die drei verschiedenen Distanzen (nah/mittel/fern) zum Nutzer, die vorgewählt werden können. Damit wird auch der Blickwinkel der Kamera entsprechend definiert.
In Verbindung mit den drei verschiedenen Geschwindigkeiten (langsam/mittel/schnell), mit der die Kamera dem Nutzer folgen kann, ergibt sich eine hohe Flexibilität für eine persönliche Anpassung des Bildausschnittes. Selbst die höchste Autoframe-Geschwindigkeit erfolgt sehr fließend und bringt keine überhöhte Unruhe in die Bildübertragung.
Die Situation ist bekannt: Jemand möchte im Online-Meeting den anderen Teilnehmern ein Dokument oder einen Gegenstand zeigen und hält es daher zwischen sich und die Kamera. Dabei gerät die Fokussierung an ihre Grenzen und erzeugt ein unscharfes Bild. Hinzu kommt noch die instabile Haltung. Die Teilnehmer können kaum wahrnehmen, um was es hier genau geht. Die gut gemeinte Geste erzeugt nur eins: Verwirrung.
Genau dafür verfügt die MX Brio 705 über den „Showmode“. Dabei lässt sich der Kamerahalter inklusive Kamera um 90 Grad nach vorne neigen. Dies wird von der Kamera automatisch erkannt und die Fläche vor dem Monitor wird zur Präsentationsfläche. Die Fokussierung wird angepasst und das Bild um 180 Grad gedreht, sodass sowohl der Nutzer selbst als auch die Teilnehmer im Meeting alles in korrekter Ausrichtung erkennen können. Der Zoom kann dabei zusätzlich manuell angepasst werden und damit Textteile oder andere Details hervorheben. In Verbindung mit einem weißen Blatt und einem Stift wird die Arbeitsfläche vor dem Bildschirm so zum analogen „Whiteboard“.
Während des Tests war dies unsere Lieblingsfunktion während der Online-Meetings. Es lässt die eigene Präsentation interaktiver und flexibler wirken und erhöht so die Aufmerksamkeit aller Teilnehmer.
Die Einstellmöglichkeiten mit der kostenlosen Software „Logi Tune“ sind umfangreich. Abgesehen von „RightSight“ kann die Kamera aber mit den Grundeinstellungen bereits ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis erzielen. Für die Aufzeichnung von Videos oder für Streamings stehen jedoch auch diverse Filter und Einstellmöglichkeiten zur Verfügung, um ein persönliches Look-and-Feel zu erzeugen.
Die Kamera ist für die führenden Meeting-Anbieter zertifiziert: Microsoft Teams, Zoom, Google Meet, Works With Chromebook, Streamlabs. Als Betriebssysteme kommen Windows, MacOS, Linux und ChromeOS in Frage. Die beiden letztgenannten allerdings nur mit den Grundeinstellungen der Kamera.
Wer Wert auf eine höhere Qualität, höhere Auflösung und einen sehr schnellen Autofokus legt, sollte über einen Wechsel auf die Logitech MX Brio 705 for Business nachdenken. Hier bekommt man viel zu einem fairen Preis. Durch die Software mit ihren vielen Anpassungsmöglichkeiten ist die Kamera sowohl für Business-Meetings als auch für Streaming hervorragend geeignet.
Testurteil: 87 Punket (sehr gut)