Klassische Netzwerksicherheitslösungen geraten vor allem im Remote Work durch das sich ändernde Nutzerverhalten – bedingt durch Cloud Computing und mobile Endgeräte – zunehmend an ihre Grenzen. Public Cloud Anwendungen beispielsweise sind für jeden Benutzer, auf jedem Gerät und von jedem Ort der Welt aus frei zugänglich. Während die App-Anbieter für die Sicherheit ihrer Infrastruktur sorgen, obliegt es den Kunden, die Nutzung gegen potenzielle Datenverluste abzusichern. Unternehmensfirewalls können den Datenfluss hingegen empfindlich ausbremsen, wenn eine hohe Zahl an Nutzern sich über VPN-Verbindungen ins Netzwerk einwählt. Ein Backhauling des Datenverkehrs zu einem Cloud-Proxy SWG kann zu einem latenzanfälligen Netzwerk-Hop führen und außerdem die Privatsphäre der Benutzer verletzen, da der gesamte Benutzerinhalt am Proxy überprüft wird, einschließlich der persönlichen Anmeldedaten.
Hinzu kommt, dass die IT-Anforderungen jedes Unternehmens überaus spezifisch und die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen stets den individuellen Gegebenheiten angepasst werden sollte. Eine hohe Flexibilität bieten in dieser Hinsicht Secure Access Service Edge (SASE)-Plattformen. Diese werden im Gegensatz zu physischen Appliances, die sich auf den Netzwerkperimeter fokussieren, aus der Cloud bereitgestellt und stellen ein einheitliches Sicherheitsniveau über alle Benutzer, Apps, Webziele und on-Premises-Strukturen hinweg, her. Unternehmen stehen dort Services zur Verfügung, die sich im Wesentlichen auf die folgenden Technologien gründen:
CASBs
Cloud Access Security Broker (CASBs) regeln die Art der gemeinsamen Nutzung und wie und wann Benutzer auf Cloud- Anwendungen und IaaS-Plattformen zugreifen können. Sie bieten Sichtbarkeit und Kontrolle für Daten im Ruhezustand, sowie Inline-/Echtzeitschutz für Daten beim Zugriff und in der Übertragung in die Cloud. Die CASB-Technologie ermöglicht es SASE-Plattformen, Cloud-Daten zu verschlüsseln, Verluste durch DLP-Funktionen wie Bearbeitung und Quarantäne zu verhindern und Malware beim Upload, beim Download und im Ruhezustand in der Cloud abzuwehren.
On-Device Secure Web Gateways
Mit geräteinternen Secure Web Gateways (SWG) wird der gesamte Cloud-Verkehr am Endpoint entschlüsselt und überprüft. Lediglich Sicherheitsvorfälle werden in die Cloud hochgeladen, wodurch die Privatsphäre der Nutzer geschützt bleibt. Da kein Übergang (Netzwerk-Hop) zu einer physischen Appliance oder einen Cloud-Proxy besteht, wird die Latenzzeit verringert. Verdächtige URLs und nicht verwaltete Anwendungen werden blockiert, bevor sie aufgerufen werden können, und der Zugriff von Mitarbeitern auf Inhalte wird durch Variablen wie Kategorie, Vertrauenswürdigkeit des Ziels, Benutzergruppe, Gerätetyp und Standort gesteuert.
Zero Trust Network Access
Zero Trust Network Access (ZTNA) stellt eine Technologie dar, die automatisiert geeignete Zugriffskontrollen zum Schutz sensibler Daten in On-Premises-Ressourcen durchführt. Führende SASE-Plattformen bieten agentenloses ZTNA für Browser-Anwendungen sowie standardmäßig agentenbasiertes ZTNA zur Sicherung von Thick-Client-Anwendungen wie SSH und Remote-Desktops. Sobald die Benutzer über SSO authentifiziert sind und ihr Datenverkehr proxifiziert wird, wird der sichere Zugriff auf sensible Anwendungen und Dateien ermöglicht. Schutzmechanismen wie DLP und ATP werden in Echtzeit durchgesetzt. Benutzern, die nicht authentifiziert sind oder als vertrauenswürdig eingestuft werden, wird der Zugriff verweigert.
Die Herausforderungen für IT-Security und die Risiken durch Insiderbedrohungen erlangen durch verstärktes Remote Work eine neue Dimension. Veränderungen in Unternehmensprozessen und in der Art der Zusammenarbeit ziehen eine dynamischere Bedrohungssituation nach sich, die ein Umdenken bei der Gestaltung der IT-Umgebungen mit sich bringt. SASE-Technologien stellen einen ersten aussichtsreichen Ansatz dafür dar, eine moderne Arbeitskultur digital mit der erforderlichen Sicherheit zu ermöglichen.
Anurag Kahol ist CTO bei Bitglass