Aller Bedenken bezüglich der Methodik zum Trotz gibt Ciscos Index einige nützliche Einblicke. So zeigt sich Deutschland im Vergleich unter den 27 Ländern bzw. Regionen beim vieldiskutierten Thema Endgerätesicherheit zwar nicht als der Musterschüler, den der deutsche Michel gerne gibt, aber immerhin etwas besser als der Durchschnitt (34 Prozent reif, international 31 Prozent). Bei der netzwerkbasierten Anomalieerkennung liegen die hiesigen Unternehmen sogar deutlich über dem internationalen Mittelwert (78 vs. 69 Prozent), bei Packet Capture und Sensoren hingegen deutlich darunter (20 vs. 31 Prozent).
Kleine Pointe am Rande: Im Segment Netzwerksicherheit stehen die befragten deutschen Unternehmen unter dem Index-Strich besser da als jene aus den USA, dem Heimatmarkt Ciscos und zahlloser weiterer Netzwerk- und Security-Ausrüster. Dies liegt laut der Umfrage unter anderem am vergleichsweise häufigen Einsatz von Firewalls mit integriertem IPS (Intrusion Prevention System; Deutschland: 78 Prozent, international 69 Prozent). Der deutsche Apfel schützt seinen Perimeter also offenbar besser als der US-amerikanische Kürbis.
Ganz anders sieht es allerdings im Bereich der Maßnahmen für Datensicherheit aus: Bei Backup und Recovery kommen die deutschen Unternehmen nur auf 55 Prozent (international 67 Prozent), bei Host-basierter Angriffserkennung nur auf 29 Prozent (international 41 Prozent).
Ein interessantes Detail: US-amerikanische Firmen schneiden bei der Datensicherheit um zehn Prozent besser ab als deutsche. Dies könnte daran liegen, dass die Offenheit für die Nutzung von Cloud-Services in den USA deutlich ausgeprägter ist als in Deutschland. Denn dadurch kann selbst ein US-Kleinstunternehmen – sofern es denn Kunde von AWS, Google Cloud oder Microsoft Azure ist – jederzeit von sich behaupten, die Daten nach dem Stand der Technik mit allem zu schützen, was die Standardangebote der Cloud-Größen so hergeben.
Großer Nachholbedarf
„Die globale Studie zeigt, dass deutsche Unternehmen großen Aufholbedarf in Sachen IT-Sicherheit haben“, kommentiert Michael von der Horst, Managing Director Cybersecurity bei Cisco Deutschland. Deutschland sei in der Breite nicht ausreichend auf Profiniveau gegen Cyberangriffe gewappnet.
Die gute Nachricht: 81 Prozent der befragten deutschen Unternehmen (international sogar 86 Prozent) planen, ihr Cybersecurity-Budget in den nächsten zwölf Monaten um mindestens zehn Prozent zu erhöhen. „IT-Security ist heute ein kontinuierlicher Prozess des Härtens und Neujustierens der Schutzmechanismen – und zwar über alle Bereiche der IT hinweg“, sagt von der Horst. „Denn Cyberkriminelle nutzen in einer Hybrid-Work-Welt jede Schwachstelle aus, egal wo sich diese befindet.“
Die Chefetage muss daher laut dem Cisco-Experten für den umfassenden Schutz aller Systeme sorgen. Und das gilt für industrielle Kürbisplantagen in den USA offenbar ebenso wie für liebevoll umhegte Apfelbäumchen aus deutschen Landen.