Corona-Warn-App

Eine App im Kampf gegen das Virus

7. Dezember 2020, 13:33 Uhr | Autorin: Anne Hardy / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Kompatibilität und Optimierungspotenzial

Bei der Frage, wieviel Prozent der Bevölkerung die App nutzen müssten, damit sie effektiv ist, zeigt sich eine weitere Schwierigkeit: Die App funktioniert nicht auf älteren Smartphones. Zwar haben die Entwickler eng mit den Plattformanbietern Google und Apple zusammengearbeitet, jedoch ist die Corona-Warn-App nicht mit älteren Android- und Apple-Geräten kompatibel. Auch Besitzer neuerer Huawei-Smartphones, die nicht mehr über alle Google-Dienste verfügen, können die App bislang nicht nutzen. Ganz aus dem Raster fallen Menschen, die überhaupt kein Smartphone besitzen. Dies kann beispielsweise ältere Menschen betreffen, was fatal ist, da sie mehr als andere durch das Coronavirus gefährdet sind. Es gibt zwar keine konkreten Zahlen darüber, wie viele Menschen in Deutschland theoretisch die Möglichtkeit haben, die App zu nutzen, der ITK-Branchenverband Bitkom schätzt jedoch, dass rund 60 Prozent der Bevölkerung die App installieren könnten. Um auch die übrigen 40 Prozent zu schützen, ist es zudem wichtig, dass die Bevölkerung andere Maßnahmen, wie das Abstandhalten und das Händewaschen, nicht vernachlässigt. Die  Corona-Warn-App ist daher nicht als Allheilmittel gegen das Virus zu verstehen, sondern nur als weiteres Werkzeug zur Bekämpfung der Ausbreitung.

Des Weiteren zeigt sich, dass immer noch nicht alle technischen Fehler der App ausgemerzt sind, wie zum Beispiel widersprüchliche Warnmeldungen. Ebenso stand am Anfang die Möglichkeit, einen positiven Test per QR-Code an die App zu melden, um mögliche Kontakte zu informieren, noch nicht zur Verfügung. Stattdessen mussten Nutzer eine Hotline anrufen, um ihren Befund zu melden und die Benachrichtigung zu veranlassen. Dieser Medienbruch wurde vom Bundesdatenschutzbeauftragten kritisiert, da eine Hotline gegenüber der vollständig pseudonymen Nutzung der App über das automatisierte Verfahren aus Datenschutzgründen im Nachteil ist.

Chance zur datenbasierten Collaboration

Trotz dieser Herausforderungen lässt sich die deutsche Corona-Warn-App als Erfolg werten. Einen großen Anteil daran haben die verschiedenen öffentlichen und privaten Organisationen, die bei dem Projekt zusammengearbeitet haben. Die Entwicklung der App ist ein Beispiel dafür, wie eine solche Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP) einen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann. Es lohnt sich daher zu überlegen, bei welchen weiteren Infrastrukturprojekten die Regierung oder öffentliche Einrichtungen mit privaten Unternehmen kooperieren können, um gemeinsam neue Vorhaben anzustoßen. Die Diskussion über Möglichkeiten für Kooperationen sollte auch stärker länderübergreifend geführt werden. In Europa wäre zum Beispiel eine europäische Corona-Warn-App denkbar gewesen. Stattdessen verfügen manche Länder inzwischen über ihre eigene App, während andere noch in der Entwicklungsphase stecken oder aktuell gar keine Awendung planen. Jedoch hat die EU-Kommission Ende Juli SAP und die Deutsche Telekom mit dem Bau einer Austauschplattform für Meldungen der Corona-Apps beauftragt, sodass die Warnungen auch über Grenzen hinweg oder im Ausland funktionieren. Da die unterschiedlichen Konzepte die Verbindung der Apps im Nachhinein allerdings erschweren, wird diese Kooperation zunächst nur Staaten betreffen, die ähnlich dezentrale Lösungen einsetzen. Dazu gehören neben Deutschland beispielsweise die Niederlande, Österreich oder Dänemark. Hätten die Länder jedoch von Anfang an eine gemeinsame Strategie für die Entwicklung einer Corona-App verfolgt, könnte diese jetzt, wo die Grenzen in der EU wieder geöffnet sind und Menschen wieder vermehrt in den Urlaub fahren, die Staaten effektiver bei ihren Anstrengungen gegen das Virus unterstützen. Auch in Zukunft möchte die Europäische Kommission die Zusammenarbeit im Bereich Daten innerhalb der EU weiter verbessern. In der im Februar 2020 vorgestellten Digitalstrategie hat die Kommission deshalb die Schaffung eines gemeinsamen europäischen Datenraums vorgesehen, um die Innovationskraft Europas zu stärken. Dieser Binnenmarkt für Daten soll bis 2030 entstehen und dabei helfen, rechtliche und technische Hürden beim organisationsübergreifenden Teilen von Daten zu überwinden.

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Deutschland in manchen Bereichen der Digitalisierung noch Nachholbedarf hat. Jedoch hat die Transformation mit der Corona-Warn-App auch ein Beispiel dafür hervorgebracht, wie öffentliche Organisationen und private Unternehmen zum Wohle der Allgemeinheit zusammenarbeiten können. Die App besitzt zwar noch Verbesserungspotenzial, ist aber insgesamt ein wirkungsvolles Werkzeug im Kampf gegen das Virus.

Anne Hardy, Chief Information Security Officer bei Talend

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