Auswirkungen von Spectre und Meltdown

»Gewisse Hilflosigkeit, aber keine Panik«

8. Februar 2018, 13:17 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Hoher Aufwand bei OEMs

»Ehrlich gesagt, ich merke gar nichts«, Ralf Schweitzer, Geschäftsführer GSD Remarketing
»Ehrlich gesagt, ich merke gar nichts«, Ralf Schweitzer, Geschäftsführer GSD Remarketing

Hersteller Fujitsu hat recht zügig eine detaillierte Liste aller von unsicheren Chips betroffenen Produkte veröffentlicht, Mainframes und Storage-Systeme der Eternus-Serie sind laut Fujitsu nicht tangiert. »Wir unternehmen erhebliche Anstrengungen, die branchenweiten Auswirkungen von Meltdown und Spectre für unsere Kunden möglichst gering zu halten. Hierbei sind wir auch auf die Informationen und Empfehlungen der Hersteller der betroffenen Komponenten und Betriebssystemen angewiesen«, teilt Fujitsu mit. Der personelle Aufwand für Abstimmungen mit den Technologiepartnern sein derzeit für Fujitsu höher als üblich. Vorrangiges Ziel: reibungslosen Weiterbetrieb der Systeme zu ermöglichen und allen Lieferwünschen der Kunden nachzukommen. Fujitsu erreichten zahlreiche Anfragen über das weitere Vorgehen bezüglich Spectre und Meltdown. »Einen Rückgang der Nachfrage stellen wir indes nicht fest«, teilt der Hersteller CRN mit.

Keinen Nachfragerückgang stellen auch Händler von gebrauchten Business-Rechnern fest, die sich auf den Channel fokussieren. »Keine Nachfragen noch ansatzweise negative vertriebliche Effekte«, teilt GSD Remarketing-Geschäftsführer Ralf Schweitzer CRN mit. Er kann auch nicht bestätigen, dass ältere CPU-Generationen, die laut ersten Tests nach einem Patch deutlich an Performance verlieren würden, tatsächlich langsamer arbeiten. Er selbst nutzt einen PC der 4.Core-Generation von Intel und hat das Update aufgespielt. »Ehrlich gesagt, ich merke gar nichts«. Geräte wie Schweitzers PC verkauft seine im oberbayerischen Sulzemoos beheimatete Firma am häufigsten.

»Stabile Nachfrage« heißt es beim Wettbewerber auch aus Schweinfurt, berichtet Matthias Ress vom Remarketer bb-net. Lediglich der zusätzliche Aufwand fürs Patchen der bereits durch die Installationsroutine gelaufenen Rechner sei für bb-net »ärgerlich, aber im Rahmen unseres Qualitätsversprechens für uns unerlässlich«, teilt der Teamleiter Marketing mit.

Mangelhafte Kommunikation
Auch für die Distribution läuft es im Vertrieb weiter rund. »Die CPU-Lücken haben bislang auf unser Geschäft keine Auswirkungen«, versichert Michael Christmaier, Vertriebsleiter bei Distributor Ecom. Er stellt dementsprechend auch keine Nachfragen seitens der Fachhändlerschaft fest. Womöglich wissen Reseller: Wenn selbst OEMs über mangelhafte Kommunikation der Chiphersteller klagen, dürften Grossisten erst recht uninformiert sein. In der Tat: Ein anderer Distributor räumt gegenüber CRN ein, dass man hier selber inhaltlich zu wenig wisse, um eine Einschätzung abgeben zu können. Mit Kritik an der Informationspolitik seitens Intel spart er nicht, weshalb er namentlich auch nicht genannt werden will. Alles also halb so wild mit dem bis dato größten Sicherheitsleck der IT-Geschichte?

Vertrieblich offenbar schon, aber kommunikativ fühlen sich viele OEMs vor den Kopf gestoßen. Man hätten von einem »Weltmarktführer wie Intel doch eine professionellen Kommunikation in dieser sehr heiklen Angelegenheit erwarten dürfen«, schimpft ein großer IT-Hersteller, der als enger Intel-Partner von dem CPU-Problem auch nur aus der Presse erfahren hat. Man hätte vorab informiert werden sollen, zumal die Lücke lange bekannt gewesen sei. Gleiches gilt auch für die Chiphersteller AMD und ARM, die ihre Industriepartner ebenfalls nicht vorab informiert haben.


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