In einfachen Fällen, wenn beispielsweise nur versehentlich Daten auf einem Rechner gelöscht wurden, kann ein Fachhändler oder ein Systemhaus seinen Kunden in der Regel selbst helfen und die Daten mithilfe einer Datenrettungssoftware wiederherstellen. Die Partner würden genau wissen, wo ihre Grenzen liegen, sagt Haensel, und nur dort selbst Hand anlegen, wo der Datenträger noch funktioniere. Der Anbieter stellt nicht nur die benötigte Software bereit, sondern unterstützt auch durch Trainings, um die Partner auf die Aufgabe vorzubereiten. Wichtig sei vor allem »absolute Diskretion«, so Ociepka, denn die Daten würden viel über den Auftraggeber verraten – Datenrettung sei ein sensibles Metier.
Bei Hardware-Defekten oder Speicherkonfigurationen, die sich über mehrere Medien erstrecken, werden dagegen Spezialisten benötigt. In diesem Fall sollten die Partner keinesfalls eigene Datenrettungsversuche unternehmen, warnt Kroll Ontrack-Chef Böhret, denn oft gebe es nur eine einzige Chance für die Datenrettung. Für die haben die Spezialisten spezielle Labore, in denen sie die Speicher im Reinraum untersuchen können. Dazu besitzen sie jahrelange Erfahrung und hochqualifizierte Mitarbeiter, die sich um die Datenrettung kümmern. Ein normales Systemhaus kann diesen Aufwand in der Regel nicht leisten. »Die mangelnde Routine und fehlende Laborumgebung mündet oft in endlosen und häufig erfolglosen Experimenten am Kunden«, sagt DataRecovery-CEO Bindig.
So profitieren schließlich beiden Seiten von einer Zusammenarbeit. Die Datenretter kommen an neue Aufträge und lasten ihre Infrastruktur besser aus. Fachhändler und Systemhäuser dagegen können ihr Portfolio erweitern und Kunden eine zusätzliche Leistung anbieten – eine, die sie in Notlagen rettet. »Ein Kunde, dem professionell aus einem Worst Case-Szenario geholfen werden kann, ist ein sehr dankbarer und in der Regel langfristiger Kunde mit potenziellen Folgeprojekten«, betont Bindig.