Zwischen Goldrausch und Ernüchterung

10 Jahre Bitcoin

31. Oktober 2018, 7:21 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Bitcoin als inoffizielle Währung der Cyberkriminellen

Unter Cyberkriminellen stieg der Bitcoin schnell zur beliebten Schattenwährung auf
Unter Cyberkriminellen stieg der Bitcoin schnell zur beliebten Schattenwährung auf
© nioloxs - Fotolia

Zu den ersten, die von den Vorzügen einer weitgehend anonymen Digitalwährung profitieren wollten, gehörten Online-Kriminelle. Auf Untergrund-Marktplätzen wie Silk Road konnten mit Bitcoin unter anderem Drogen oder Waffen bezahlt werden. Zugleich zeichnete sich der Bitcoin schon in den ersten Jahren durch extreme Kursschwankungen aus, die Spekulanten anlockten. Anfangs konnte der Bitcoin-Preis von wenigen Euro auf mehrere Dutzend springen - und zurück. Später wurden daraus Schwankungen von mehreren hundert oder sogar tausend Euro.

Die öffentliche Aufmerksamkeit und die Endlichkeit der Ressource Bitcoin, von denen nur 21 Millionen Einheiten generiert werden können, lösten in den vergangenen Jahren einen regelrechten Goldrausch aus. Der Kurs schnellte immer weiter in die Höhe. Zu den Konsequenzen gehörte auch, dass der Grafikkarten-Spezialst Nvidia plötzlich mit Engpässen bei einigen Top-Modellen zu kämpfen hatte, die besonders effizient beim »Schürfen« der Bitcoin-Einheiten sind. Kriminelle Hacker, die heimlich Rechenleistung auf fremden Computern abzweigen, nutzen sie jetzt bevorzugt nicht mehr für den Massenversand zweifelhafter E-Mails, sondern zur Bitcoin-Produktion. Die ahnungslosen Nutzer können dafür mit höheren Stromrechnungen bezahlen.

Denn die Bitcoin-Produktion erfordert inzwischen nach dem von »Satoshi Nakamoto« vorgesehenen Verknappungs-System die Rechenleistung von Server-Farmen. Zum Beispiel in Island mit seinem billigem Geothermie-Strom entstand daraus eine ganze Industrie. Der Strombedarf des Bitcoin-Systems ist enorm. Die Rechen-Prozesse verbrauchten nach seriösen Kalkulationen bereits pro Tag so viel Strom, wie gut 12.000 Vier-Personen-Haushalte in Deutschland im ganzen Jahr benötigten. Forscher der Universität von Hawaii kamen in einer diese Woche veröffentlichten Studie zu dem Schluss, dass die Bitcoin-Erzeugung ungefähr so viel Treibhaus-Gase freisetze wie zum Beispiel ganz Österreich. Obwohl ihre Berechnungsmethoden zum Teil angezweifelt wurden, ist das ein Weckruf: Schließlich ist das Bitcoin-System ja so konzipiert, dass mit der Zeit zum »Schürfen« immer mehr Rechenleistung verbraucht wird.

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