Wenn die Vernetzung Mensch-Maschine zu einer effizienteren Zuteilung der Arbeit und zu einer größeren Arbeitsteilung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg führen soll – ist da schon absehbar, was das für Auswirkungen hat auf Jobprofile und Personalmanagement in der Industrie?
Da zeigt sich Döbele zurückhaltend: »Es existiert die ein oder andere Aussage, etwa der Trend zu höherwertigen Tätigkeiten wie die Planung eines Produktionsprozesses.« Doch hält Döbele solche Vorhersagen für »problematisch«, "wir werden nicht nur noch Planer statt Werker beschäftigen können". Ganz abgesehen davon, dass nicht jeder Mitarbeiter auf solche »höherwertigen" Tätigkeiten qualifiziert werden könne, nicht alle Werker als Planer benötigt würden.
Also Wegfall von Jobs? »Ich bin überzeugt, dass die durch Industrie 4.0 erreichte Produktivitätssteigerung unterm Strich positiv für die Beschäftigungsentwicklung in Deutschland ist, da sie für mehr Wohlstand sorgt, wodurch wiederum der Konsum angeheizt wird.«, sagt der Unternehmensberater. »Meiner Meinung nach wird es eine Verschiebung der Job-Profile geben, aber über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte", wie genau, das vermag auch Döbele nicht zu prognostizieren.
Über den kulturell notwendigen Wandel aber schweigt Döbele sich nicht aus: »Wir müssen lernen noch viel mehr zu kooperieren. Industrie 4.0 bietet eine Menge Potenzial für Kooperationen, nach dem Motto: »1+1=3« - das heißt der Output der Kooperation ist mehr als ein einzelner Partner allein hätte erzielen können. Das bedeutet aber eine Abkehr von unserer heute üblichen Praxis, nach der jedes Unternehmen mehr oder weniger sein eigenes Süppchen kocht. Wir müssen hin zu Geschäftsmodellen, die von vorn herein auf Kooperationen ausgelegt sind. Das ist meiner Meinung nach der größte Hebel für den kommerziellen Erfolg von Industrie 4.0, aber auch die größte Herausforderung.«