Ortung im Supermarkt

Das Smartphone als moderne Litfaßsäule

20. Februar 2018, 10:24 Uhr | Peter Tischer

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Personalisierte Daten sind das Ziel

Doch Ziel der Händler sei, nicht mit anonymen, sondern personalisierten Daten zu arbeiten, sagt Spaan - dafür müssten die Käufer allerdings einwilligen. »Das ist das Ziel der meisten Unternehmen«, erklärt Spaan: »Dass der Kunde in den Laden tritt, und der Händler sein Gesamtprofil sehen kann.«

Das könnte vor allem durch Apps funktionieren, die viele Händler inzwischen anbieten. Mit ortsspezifischen Angeboten und Coupons wollen sie Kunden locken, sich anzumelden. Unter anderem bei Edeka und Netto kann man auch per App bezahlen. Das heißt nicht, dass die Händler persönliche Daten weitergeben - doch sie können den einzelnen Smartphones bestimmte Einkaufsverhalten zuordnen.

Inzwischen sei man in der Lage, über verschiedene Technologien genauer zu tracken, wie sich ein einzelner Kunde verhält, sagt Spaan. Etwa durch Beacons: kleine Bluetooth-Sender, die an den Wänden der Läden montiert, oder unsichtbar in die Beleuchtung oder elektronische Preisschilder integriert sein können. Bluetooth funktioniert wie die GPS-Ortung, funktioniert aber innerhalb eines Ladens besser.

»Technologien wie Beacons, die über eine App direkt mit dem Kunden kommunizieren, können durch die Kombination von Informationen über Bedürfnisse und Interessen mit der Position des Kunden im Geschäft passgenaue Angebote, Nachrichten und Empfehlungen unterbreiten«, sagt Tromp vom Handelsverband.

Hit Sütterlin in Aachen arbeitet zum Beispiel damit. »Wir nutzen die Beacon-Technologie z.B. dazu, Sie beim Betreten des Veranstaltungsortes mit einer kurzen Nachricht zu begrüßen und / oder Ihnen Informationen zu der von Ihnen besuchten Veranstaltung zu überlassen«, heißt es in der Datenschutzerklärung der App.

Eine andere Möglichkeit nutzt ein Laden von Edeka Paschmann in Düsseldorf: Philips hat dort ein LED-Beleuchtungssystem installiert, mit dem das Kundenverhalten analysiert wird. Die LED-Lichter senden Signale an die Smartphone-Kameras, die wiederum ihre Position übermitteln - sofern der Kunde die App geöffnet hat. Kunden werden über ein App-Navigationssystem schneller zu Produkten geführt, die sie suchen. Und Edeka erhält Informationen über die Wege, die die Kunden zurücklegen.

»Am Ende des Tages ist das nichts anderes als das, was im Onlinehandel längst passiert«, sagt Spaan. Doch im öffentlichen Raum verhielten sich die Verbraucher oftmals sensibler als im Internet. Das Thema Datenschutz werde vielen Leuten wichtiger, wenn sie im »echten« Leben damit konfrontiert werden.

Daniel Arp vom Institut für Systemsicherheit an der Technischen Universität Braunschweig empfiehlt, man solle sich sehr genau überlegen, welche Daten man welchem Unternehmen anvertraut. Mit mehreren Kollegen hat er Tracking-Methoden von Smartphones untersucht. »Sobald persönliche Daten erst einmal im Umlauf sind, ist es schwer, wieder die Kontrolle über sie zu bekommen und potenziell steigt die Gefahr, dass die Daten missbraucht werden.«


  1. Das Smartphone als moderne Litfaßsäule
  2. Personalisierte Daten sind das Ziel

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Media-Saturn

Weitere Artikel zu dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH

Matchmaker+