Kommentar zur Skype-Übernahme

Der 8,5 Milliarden-Dollar-Irrsinn

10. Mai 2011, 16:35 Uhr | Folker Lück
8,5 Milliarden-Deal: CRN-Mitarbeiter Folker Lück sieht die Skype-Übernahme durch Microsoft kritisch

Die vermutlich teuerste IT-Firmenübernahme des Jahres ist amtlich: Microsoft übernimmt den VoIP-Anbieter Skype. Microsoft zahlt 8,5 Milliarden Dollar für ein Unternehmen mit wenig Potential.

Wenn Unternehmen gut Geld verdienen, dann investieren sie üblicherweise in neue Technologie, in neue Mitarbeiter oder in einen neuen Ledersessel für den Chef. Solche Ausgaben können sich bezahlt machen und vermeiden überhöhte Forderungen des Finanzamtes.

Natürlich muss man dem Riesen Microsoft eingestehen, dass hier Investitionen in einer etwas anderen Größenordnung stattfinden. Der Deal mit Skype erscheint allerdings so, als ob ein Taxifahrer die noch guten Reifen seines Wagens verkauft, um sich sofort danach viel teurere, neue Reifen anzuschaffen. Anders gesagt: Mit Windows Live Call hatte Microsoft bereits eine Technologie im Portfolio, die sich nicht grundlegend von Skype unterschied. Doch anstatt den eigenen Dienst weiter zu entwickeln, wurde er im vergangenen Jahr eingestellt.

Jetzt verleibt sich der Redmonder Konzern quasi das Gleiche in grün ein und investiert dafür die Wahnsinnssumme von 8,5 Milliarden US-Dollar. Dabei ist Skype acht Jahre nach dem Start nichts anderes, als ein eingeschränkt beliebtes Umsonst-Tool im Web. Von den über 660 Millionen registrierten Nutzern verwenden gerade einmal 145 Millionen den Dienst einmal im Monat oder öfter. Nicht einmal jeder Zehnte der Skype-Nutzer gibt dafür Geld aus: Ende 2010 zählte man gerade einmal 8,8 Millionen zahlende Kunden.

Die wenig transparente Skype-Software wird zudem im Businessbereich kaum akzeptiert. Und Millionen Nutzer der Xbox oder eines Mobiltelefons mit Windows-Mobile-Betriebssystem werden wenig begeistert sein, wenn ihnen der neue Eigner Microsoft den Skype-Service künftig als Bezahldienst schmackhaft machen will. Die 8,5 Milliarden Dollar hätte Microsoft besser in Ledersessel für alle Mitarbeiter investiert.


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