Michael Dressen, Chef des Broadline-Dstributors Tech Data, beispielsweise glaubt hier klar zu erkennen: »Wir im ITK-Channel sind inzwischen eine alte Generation.« Viele Channelfirmen hätten ihr Geschäft in den 1980ger Jahren gegründet und die PC- und die Internet-Revolution erfolgreich mitgestaltet, stünden aber nun angesichts des Siegeszugs des Cloud Computing vor einem neuen großen Umbruch, dem sie mit wenig Optimismus begegnen. Insbesondere schreckt sie die Umsatzdelle ab, die sich zwangsläufig aus dem Umstieg vom Hardware-Handel und Lösungsvertrieb auf Mietmodelle ergibt. Der Tech Data-Chef glaubt, dass insbesondere Chefs kleiner und mittelgroßer Systemhäuser, versucht sind, die unabwendbare Transformation kurzerhand aufzuschieben. Frei nach dem Motto: Bis zum Ruhestand schafft man es auch noch mit dem klassischen Business.
Bezeichnend ist, dass die Vorbehalte gegen das Cloud Computing in der Szene der kleinen und mittelgroßen Systemhäuser am größten sind, während sich die großen Systemauskonzerne selbstverständlich strukturell auf die aktuellen Herausforderungen ausrichten. Und auch für junge Markteinsteiger ist es eine Selbstverständlichkeit, die aktuellen Marktumbrüche mitzutragen.
Dass dieser Verdacht keineswegs absurd ist, zeigt der Blick auf den klassischen Handel für Consumer-IT und Electronics: Auch dort hat bereits ein Generationsumbruch eingesetzt, für den sich beispielsweise die Euronics-Kooperation frühzeitig mit dem Mehrheitsbeschluss gerüstet hat, Betriebe in eigener Regie zu betreiben, wenn sich keine tragfähige Nachfolgeregelung abzeichne. Im Juni 2013 kam diese Regelung zum ersten Mal zur Anwendung als Euronics den Euronics XXL-Fachmarkt in Leinfelden-Echterdingen übernahm. Der Trend wird nicht nur durch den Technologiewandel, sondern auch von der demografischen Entwicklung angetrieben: Die Deutsche Industrie- und Handelskammer warnte bereits vor einigen Jahren, dass aufgrund ein stetig sinkender Zahl potenzieller Nachfolger bereits jeder dritte Unternehmer auf große Schwierigkeiten bei der Geschäftsübergabe stoßen werde.
Tech Data-Chef Dressen hat in der Vergangenheit bereits öfters vor einem Sterben im klassischen IT-handel gewarnt und er ist nach wie vor überzeugt, dass die, die sich nicht auf die Zukunft einstellten, ein »größeres Risiko haben, zu verschwinden«. Als Beispiel führt er den Software-Handel an: »Die Entwicklung ging hier vom Box-Vertrieb über den Lizenzvertrieb hin zum Software-as-a-Service – die Box-Verkäufer sind heute weitgehend verschwunden.« Dressen hat durchaus Verständnis für die Vorbehalte seiner Partner, ist dennoch überzeugt, dass die Transformation nicht abgeblasen werden kann: »Die Hersteller gehen diesen Weg.« Deshalb stellt er das Thema Cloud Computing in den Mittelpunkt des Kongresses, der am 15. Oktober in München stattfindet. Dort will Tech Data gleichermaßen die vergleichsweise neuen Partnergruppen MSPs und ISVs wie auch die Systemhäuser ansprechen. »Es ist wichtig, dass all unseren Partnern klar wird, das sich der Markt in diese Richtung entwickeln wird.«