Klassische Anwendungen gefragt

Die Unternehmen und Behörden sind offenbar stark auf ihr Tagesgeschäft ausgerichtet, Investitionen sollen sich am besten unmittelbar rechnen. Trotz der wirtschaftlichen Erholung scheinen die IT-Abteilungen nicht viele Möglichkeiten zu haben, Neues zu erproben. Außerdem gelten die hiesigen Unternehmen im Vergleich zu amerikanischen als konservativ und abwartend, was den Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechnologien betrifft. In Schwellenländern wie Russland oder Brasilien, in denen die Unternehmen vergleichsweise wenig IT-Bestand haben, lassen sich innovative Lösungen zuweilen schneller umsetzen.
Über zwei Drittel der Kunden hierzulande betreiben ihre SAP-Lösung im eigenen Rechenzentrum, die anderen beziehen die SAP-Leistungen von einem Outsourcing-Partner. An den meisten Lösungen haben Berater und Dienstleister mitgewirkt. Dabei geht es vor allem um betriebwirtschaftliche Ziele und deren Umsetzung. Meist müssen die klassischen Anwendungen unterstützt werden: vor allem ERP, als Ergänzung auch BI und CRM, als technologische Basis Netweaver, ferner das Portal als Benutzerschnittstelle und der Solution Manager zur Verwaltung der SAP-Landschaft.
Der Hersteller SAP ist mit der Weiterentwicklung seines Portfolios den meisten Anwendern offenbar um Jahre voraus. Die Entwicklung wirklich praxistauglicher IT-Produkte braucht einige Zeit. Mit der Übernahme von Sybase hat SAP Mobilitätstechnologien eingekauft, die Einbindung in die betriebswirtschaftliche Welt ist aber noch nicht ganz geleistet.
Nach SAP-unabhängigen IT-Investitionsabsichten für 2011 befragt, nannte mehr als Hälfte der DSAG-Mitglieder das Thema Virtualisierung – vermutlich, um durch Konsolidierung von Servern Hardware-Kosten zu sparen. Business Intelligence ist auch gefragt, allerdings spielt die von SAP seit einem Jahr gehypte In-Memory-Technologie in den Plänen der Anwender keine Rolle. 20 Prozent wollen sich immerhin informieren, nur zwei Unternehmen haben die Absicht, die SAP-Appliance HANA zu kaufen. Für die große Mehrheit der Unternehmen gibt es offenbar keinen Business Case, der die hohen Kosten rechtfertigen würde, um große Datenmengen rasch auszuwerten. SAP selbst sieht Einsatzszenarien namentlich im Einzelhandel sowie im Bankwesen.
»Natürlich unterscheidet sich der potenzielle Nutzwert dieser Technologien nach Branche und Unternehmensgröße. Um dieses Potenzial zu heben, binden wir unsere Kunden bereits früh in die Entwicklung neuer Anwendungen mit ein«, betont Michael Kleinemeier, Geschäftsführer Deutschland und Regional President DACH bei SAP. Um Anwender und Partner auf die Reise mitzunehmen, kommuniziere SAP dann auch frühzeitig die Produkt-Roadmap.