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Kaum Nachfrage bei Hype-Themen

Wenig Interesse an Hype-Themen

Autor: Werner Fritsch • 9.3.2011 • ca. 1:20 Min

Karl Liebstückel, Vorstandsvorsitzender der DSAG: »Mobile Lösungen unterstützen nur einen ganz kleinen Ausschnitt der Geschäftsprozesse eines Unternehmens.«
Karl Liebstückel, Vorstandsvorsitzender der DSAG: »Mobile Lösungen unterstützen nur einen ganz kleinen Ausschnitt der Geschäftsprozesse eines Unternehmens.«

Die gegenwärtigen Hype-Themen der IT-Branche – Cloud Computing, Mobility und Social Networks – spielen in der Praxis und damit auch im realen Geschäft beispielsweise des Herstellers SAP sowie der Partnerunternehmen bislang jedoch keine große Rolle. Zumindest in diesem Jahr wird sich daran nichts ändern. Das belegt eine Investitionsumfrage, die die DSAG kürzlich für das Jahr 2011 unter ihren Mitgliedern durchgeführt hat.

Beim Thema Mobility zeigen sich in der DSAG-Umfrage 24 Prozent prinzipiell interessiert, investieren wollen 2011 aber nur 6 Prozent. SAP hat mit der Übernahme von Sybase beträchtlich in mobile Technologien investiert und eine Wette auf die Zukunft abgeschlossen: Dass nämlich mobile Endgeräte auch für die betriebswirtschaftlichen Anwendungsprogramme und Geschäftsprozesse eine wichtige Rolle spielen werden. Im Jahr 2011 wird dies in Deutschland offenbar nicht der Fall sein.

»Mobile Lösungen unterstützen nur einen ganz kleinen Ausschnitt der Geschäftsprozesse eines Unternehmens«, weiß der Wirtschaftsinformatiker Liebstückel über die Bedürfnisse der Anwender. Interessant sind entsprechende Software-Zusätze für Szenarien, in denen Daten verstreut anfallen: etwa bei einer Inventur, beim Kundendienst oder bei Auslieferungen. Ansonsten sei Mobilität vor allem ein Consumer-Thema.

Ähnliches gilt nach Liebstückels Einschätzung für die ebenfalls gehypten sozialen Netzwerke: »Mit den Geschäftsprozessen der Unternehmen haben soziale Netzwerke kaum etwas zu tun.« Für Zwecke der informelleren Zusammenarbeit in den Unternehmen gibt es Collaboration-Software von Anbietern wie IBM und Microsoft. In diesen Tagen hat SAP im Hinblick darauf die Partnerschaft mit Microsoft unter dem Namen »Duet« erneuert – statt wie anfangs Office soll nun Sharepoint integriert werden. Auch hier ist der Fachhochschulprofessor Liebstückel skeptisch: »Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Funktionalität für gelegentliche Benutzer.«

Selbst das Mega-Thema Cloud Computing lässt die SAP-Kunden kalt. 18 Prozent wollen sich darüber informieren, im Hinblick auf Investitionen ist es irrelevant. Die Herausgabe von Daten an einen Dritten, wie es das SaaS-Modell meist erfordert, stößt bei den SAP-Kunden nach Einschätzung des DSAG-Vorsitzenden bislang auf erhebliche Bedenken.