Wie die Praxis bei den Partnern und Kunden derzeit aussieht, zeigt sich am Beispiel des Dienstleisters Freudenberg IT aus Weinheim im Bundesland Baden-Württemberg, der bei mittelständischen Unternehmen berät und implementiert, wenn es um betriebswirtschaftliche Applikationen von SAP geht. Die meisten Kunden gehören der produzierenden Industrie an. Das Channel-Unternehmen ist SAP-Partner mit Gold-Status und betätigt sich auch als Wiederverkäufer von Lizenzen. Auf Kundenwunsch besorgt der Dienstleister außerdem erforderliche Hardware oder hostet die SAP-Lösung in seinem Rechenzentrum, auch in einer Private Cloud.
Freudenberg IT beschäftigt sich mit den Trendthemen Mobility, Cloud, Big Data sowie Industrie 4.0. Die Bereitstellung dispositiver Informationen auf mobilen Endgeräten sei bei den Kunden gefragt, berichtet Maik Bonnmann, Director Industry Automotive bei Freudenberg IT. Zur Verwaltung von Tablets und Smartphones (Mobile Device Management, MDM) offeriert der Dienstleister außerdem einen Service, der sich auf Software von Airwatch (inzwischen von VMware übernommen) stützt.
Bei den Einsatzszenarien, die der Branchenkenner für Big Data und Industrie 4.0 schildert, handelt es sich indes um bekannte Themen: um die Erfassung von Betriebs- und Maschinendaten, wie sie in Fabriken anfallen, und um darauf aufbauende Anwendungen für das Fertigungsmanagement (Manufacturing Execution System, MES).
Die Probleme, die die Komplexität der ERP-Lösungen den Anwendern bei Bedienung und Administration bereitet, kennt Bonnmann aus seinen langjährigen Projekterfahrungen. Daher begrüßt er die Pläne von SAP, die Business Suite und die anderen Produkte in flexible Komponenten zu zerlegen, die Kunden nach Bedarf kombinieren können. Doch gelte es, das Ergebnis abzuwarten. Auch wenn dieses zufriedenstellend ausfalle, würde bei den meisten Anwendern ein Umstieg allerdings erst im Lauf von Jahren in Betracht kommen. »Die Kunden haben viel in ihre bisherigen ERP-Lösungen investiert«, gibt er zu bedenken.
Die IT-Chefs und die Fachbereiche werden noch auf geraume Zeit Nutzen aus ihren bereits getätigten IT-Investitionen ziehen wollen, meint auch Gartner-Analyst Nigel Montgomery. Um modularere Angebote nutzen zu können, müsste sich die Weise ändern, in der Unternehmen Applikationen dieser Art planen und einsetzen. Über Nacht werden sich die ERP-Landschaften bei den Anwendern nicht verändern.