Digitalisierung als wichtigster Automobil-Trend

IAA: »Selbstfahrende Autos sind bald Alltag«

11. September 2013, 13:25 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Freude am gefahren werden

Schon in zehn Jahren können wir es uns auf dem Rücksitz bequem machen, während der Computer lenkt. (Bild: CandyBox Images, fotolia.de)
Schon in zehn Jahren können wir es uns auf dem Rücksitz bequem machen, während der Computer lenkt. (Bild: CandyBox Images, fotolia.de)

Auch wenn es auf der IAA - wieder einmal - erste entsprechende Prototypen intelligenter Autos zu sehen gibt, werden selbststeuernde Autos doch sicher nicht von heute auf morgen die Straßen erobern - alleine schon aus Preis- und Sicherheitsaspekten?

Jánszky: Richtig! Wie bei den meisten Technologien kommen auch selbstfahrende Autos zunächst im Premiumsegment in die Märkte. Doch die Hersteller wissen sehr gut, dass das große Geld nur im Massensegment zu machen ist. Deshalb werden wir Schritt für Schritt die dafür nötige Sensorik auch in Mittelklassewagen sehen.

Rein technologisch erwarten wir die Einführung in zwei Schritten: Etwa im Jahr 2020 werden wir selbstfahrende Autos in größerer Anzahl bereits auf Autobahnen haben. Dort sind die Verkehrssituationen weniger komplex. Man fährt also per Hand auf die Autobahn, ordnet sich in die Kolonne ein und drückt den »Autopilot«-Knopf. In Städten hingegen mit komplexen und schnell wechselnden Verkehrssituationen wird zunächst der Mensch weiter fahren. Er wird allerdings durch das Auto kontrolliert. Das heißt: Das Auto erkennt menschliche Emotionen und ab 2020 auch menschliche Gedanken. Das Lenkrad reagiert also langsamer, wenn der Fahrer aufgebracht ist und die Bremse beginnt bereits zu leicht anzubremsen, wenn der Fahrer nur an Bremsen denkt.

Nach 2020 wird es nach unseren Prognosen wohl noch weitere fünf Jahre dauern, bis das autonome Fahren auch für Städte zugelassen wird.

Selbst wenn die Autos es bis dahin wirklich beherrschen sollen, sicher selbst zu denken und lenken: Gerade in Deutschland hat das Auto doch auch einen besonderen emotionalen Stellenwert. Glauben Sie, dass die Deutschen wirklich bereit sein werden, die »Freude am Fahren« freiwillig aufzugeben und gegen eine »Freude am gefahren werden« einzutauschen?

Jánszky: Die Rolle des Statussymbols, die sie beschreiben, hatte das Auto einmal. Schon heute ist sie bei Menschen unter 40 Jahren kaum noch verbreitet. Wir gehen in eine Welt, in der die Menschen ihre Autos vor allem dafür benutzen, um möglichst flexibel von A nach B zu kommen, ohne viel Zeit zu vergeuden. Gerade die Autonomie des Autos wird es ermöglichen, dass auch die Fahrtzeit nicht vergeudet wird, sondern sinnvoll für Arbeit, Entspannung oder das Spielen mit den Kids genutzt werden kann. Aber Sie haben Recht: Recht selten aber doch ab und an haben wir Menschen das Bedürfnis und in ein Fahrzeug setzen, nur um das Fahren selbst zu genießen. Deshalb wird mit den Autos des Jahres 2020 beides möglich sein. Die Autos lassen sich umschalten. Wenn ich Lust habe, selbst zu fahren, schalte ich einfach den Autopiloten aus. Wenn ich mich dann wieder in der Kolonne treiben lassen will, schalte ich ihn wieder an.


  1. IAA: »Selbstfahrende Autos sind bald Alltag«
  2. Freude am gefahren werden
  3. Computer sind die besseren Fahrer
  4. Langsamer fahren und schneller ankommen

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+