Ein entsprechendes Bild zeigen derzeit auch einige Umfragen zum Thema autonomes Fahren. Während zwar viele Leute die Technologie für interessant halten, steht dabei immer klar die Forderung im Vordergrund, auf Wunsch oder bei Bedarf auch selbst die Kontrolle übernehmen zu können. Warum wollen sich die Autofahrer Ihrer Meinung nach nicht voll auf den Computer als Chauffeur verlassen?
Jánszky: Dieses Phänomen sehen wir Trendforscher bei jeder technologischen Innovation: Egal ob es die Einführung der Eisenbahn, des Autos, des Fernsehers oder des Handys war … die Menschen empfinden sie als faszinierend und bedrohlich zugleich. Auch was dann folgt ist immer das gleiche: Die Menschen probieren die Technologie, passen ihre Lebensweise an und gewöhnen sich daran. Und einige Jahre später fragen sie sich, wie ein Leben ohne diese Technologie überhaupt möglich war.
Auf die autonomen Autos bezogen: Vermutlich treffen sie in kritischen Situationen sogar wesentlich bessere Entscheidungen als Menschen. Deshalb wird das Vertrauen der Menschen in die Technik schnell wachsen. Eine ähnliche Entwicklung haben wir übrigens im Flugverkehr bereits hinter uns. Flugzeuge sind seit vielen Jahren mit Autopiloten ausgestattet.
Wenn es im hoch komplexen Flugzeug also schon klappt und die Autohersteller ebenfalls bereits erste Fahrversuche auf öffentlichen Straßen machen – warum sollte es dann Ihrer Meinung nach überhaupt noch weitere zehn Jahre dauern, bis die Technologie massentauglich ist?
Jánszky: Dafür gibt es drei Gründe. Zum Ersten machen die großen Automobilhersteller derzeit noch Rekordumsätze mit Exporten nach Asien. Davon wird die Flaute im europäischen Geschäft mehr als wettgemacht. Solange in Asien noch das große Geld zu verdienen ist, ist der Leidensdruck für die Hersteller nicht groß genug, um wirklich schnell in neue Technologien zu investieren. Erst wenn der asiatische Markt gesättigt ist, werden sich die großen Konzerne fragen, womit sie den europäischen Markt beleben können. Dann kommen selbstfahrende Autos ins Spiel.
Zum Zweiten muss die Sensorik für eine Massenproduktion noch preisgünstiger werden. Das heißt, die nötige Technologie besitzen wir heute zwar bereits, können sie aber noch nicht in dem benötigten Maße einsetzen.
Und zum Dritten haben wir ein juristisches Problem. Wer ist schuld, wenn doch ein Unfall passiert? Der Fahrer, der Hersteller oder der Zulieferer der Software? Diese Frage wird überall in unserem Leben auftreten, wo »intelligente« Geräte selbständige Entscheidungen treffen. Auf diese Frage gibt es aber in unserem Rechtssystem noch keine ausreichende Antwort. Das ist das Hauptproblem! Ich bin aber optimistisch, dass dies in den kommenden Jahren gelöst wird, denn wir brauchen eine verlässliche Antwort darauf nicht nur beim Autofahren, sondern in den meisten Situationen unseres Lebens.