CRN: Den von Ihnen angesprochenen Wandel wissen ihre Wettbewerber geschickter für sich zu nutzen und geben sich lautstark ein neues Image. Cancom beispielsweise nutzt jede Gelegenheit sich Kunden und Herstellern als Cloud Transformation Partner zu präsentieren. Müsste da bei Bechtle nicht doch der Lautsprecher zum Einsatz kommen?
Olemotz: Ich sehe, wo wir noch nicht so gut sind. Und: Ich leide fast physisch unter der falschen Wahrnehmung des Markts, der Bechtle als reaktives Unternehmen sieht. Wir erzählen unseren Wandel dem Markt nicht. Das spiegelt aber die aktuelle Situation von Bechtle und die starken Veränderungen, die das Unternehmen in den letzten fünf Jahren gewandelt hat, in keinster Weise wider.
CRN: Wir legen Sie gerne auf die Couch und sind ganz Ohr.
Olemotz: Vor drei Jahren waren wir im Netzwerkgeschäft ein Nobody mit einem Umsatz im einstelligen Millionenbereich, obwohl wir mit zwei Milliarden Euro Gesamtumsatz damals schon eine Größe im Markt waren. Wir haben dann gesagt, wenn wir auf den zukunftsfähigen Markt Infrastruktur in Verbindung mit Datacentern und Virtualisierung setzen, kann es überhaupt nicht sein, dass wir das Netzwerkthema liegen lassen. Wir haben entschieden, dieses Geschäft zu stärken, haben intern Kompetenzen aufgebaut und uns eng mit Herstellern abgesprochen. Heute wachsen wir im Netzwerkbereich dramatisch. Eine tolle Erfolgsstory, die zeigt: Wir beschäftigen uns heute systematisch mit den Trends und Entwicklungen. Technologisches Portfoliomanagement spielt bei unseren strategischen internen Meetings mittlerweile eine sehr große Rolle. Wir diskutieren intensiv, welche technologischen Entwicklungen Konsequenzen für das Geschäftsmodell von Bechtle haben. Viel intensiver, als das nach außen dringt. Das gilt auch für unseren zweiten Geschäftsbereich E-Commerce, wo eine interne Projektgruppe intensiv Konzepte für Multichannel erstellt und umsetzen wird.
CRN: Mit welchem Ziel?
Olemotz: Wir werden künftig Informationen aus unseren E-Commerce-Plattformen mit Daten aus unserem Geschäftsfeld Systemhaus miteinander verknüpfen. Bestellt ein Kunden beispielsweise zehn iPads, geht unser System davon aus, dass der Kunden auch einen Bedarf für mobile Security hat und macht ihn dann beispielsweise per E-Mail oder auf anderen Wegen auf den zuständigen Bechtle-Experten oder Consultant in seiner Nähe aufmerksam. Wie zeigen dem Kunden unsere zusätzlichen Services und er entscheidet, ob und auf welchem Weg er sie in Anspruch nehmen will.