Apple ändert die Daten-Spielregeln

iOS 14.5 löst Tracking-Exodus aus

10. Mai 2021, 10:41 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Facebook droht mit Bezahlschranke

Sehr viele Augen richten sich daher auf den Facebook-Konzern und dessen Umgang mit der neuen Situation. Der versucht zunächst einmal, die Opt-in-Rate mit einer Mischung aus Zuckerbrot und angedrohter Peitsche zu steigern und bittet die Apple-Nutzer offensiv die Tracking-Genehmigung für seine Apps wie Facebook und Instagram bei der Abfrage zu erteilen. Einerseits sollen die Kunden dadurch besser auf sie zugeschnittene Werbeeinblendungen bekommen und andererseits Unternehmen unterstützen, die Werbung brauchen, um mit ihren Kunden in Kontakt zu bleiben. Ob damit die Werbepartner oder Facebook selbst gemeint sind, ist nicht ganz klar, spielt aber auch keine entscheidende Rolle. Denn dazwischen positioniert Facebook indirekt, aber doch kaum verholen, auch eine handfeste Drohung: »Helfen Sie, dass Facebook / Instagram kostenlos bleibt«.

Ein Hinweis mit an die Schläfe gehaltener Pistole, der bei vielen Nutzern erst Recht auf Ablehnung stößt und somit das genaue Gegenteil zu bewirken droht. Zumal die Wahrscheinlichkeit, dass das Unternehmen diese Drohung wirklich ernst meint und wahr machen könnte, gegen Null geht. Die Umstellung von Facebook und Instagram auf ein Bezahlmodell könnte schneller zum Boomerang werden, als Zuckerberg ATT buchstabieren kann und die Nutzer auf andere, kostenlose, Plattformen treiben. Dass Facebook dennoch so offen mit diesem Feuer spielt, darf wohl als weiterer Beleg gewertet werden, wie nervös der gigantische Konzern ist, dessen Umsätze im Wesentlichen auf dem Verkauf personalisierter Werbeplätze basieren. Und es verdeutlicht, dass selbst dem Riesen Facebook bisher noch keine echte Lösung für die Herausforderung eingefallen ist.

Auf der anderen Seite beweist das, dass Apples Intention zumindest bisher voll erreicht wird. Durch die Änderung wurden die Machtverhältnisse kurzerhand umgedreht. Jetzt entscheiden die Nutzer, wer ihr Vertrauen genießt und ihre Daten zu Geld machen darf. Bleibt die Frage, ob die Nutzer diese Möglichkeit weiterhin so aktiv nutzen und inwieweit Apple selbst Daten sammelt und nutzt. Facebook malte hier teils Szenarien an die Wand, nach denen Apple die Nutzer gar nicht befreien, sondern einfach nur das komplette Geschäft mit den Daten selbst übernehmen will. Nötig hätte der Konzern das jedenfalls nicht, verdient er doch prächtig an seiner Hardware und den Apps. Eine Garantie ist das andererseits aber auch nicht, immerhin lebt auch Apples eigenes Ökosystem nicht unwesentlich von Nutzerdaten.

Insofern werden die nächsten Monate äußerst spannend und am Ende ist alles möglich: Eine Rückkehr zum bisherigen Status Quo, etwa durch eine erfolgreiche Wettbewerbsklage oder klickmüde Nutzer, genauso, wie auch eine nachhaltige Veränderung der Beziehung zwischen Unternehmen und ihren Kunden in der Datenwirtschaft.

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