Künstliche Intelligenz: Politik muss Grenzen setzen

KI-Diskussion erinnert an die der ersten Atombombe

7. August 2018, 14:29 Uhr | Michaela Wurm

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Selbstverpflichtung von Industrie und Forschung reicht nicht

© Fotolia 210479870 sdecoret

Es gibt zahlreiche weitere Beispiele, die ethische Fragen aufwerfen – zudem dass die KI sich weiterentwickelt und jeden Tag schneller, leistungsfähiger und treffsicherer wird. Sogar IT-Unternehmen, die Vorreiter in Sachen KI, kommen deshalb mittlerweile ins Grübeln. Microsoft zum Beispiel betrachtet KI-basierte Gesichtserkennung als Bedrohung der fundamentalen Menschenrechte wie Privatsphäre und Meinungsfreiheit, so zumindest President Brad Smith in seinem Blog vor einigen Wochen. Ist die Selbstverpflichtung von Industrie und Forschung also der richtige Weg, um ethische Innovationen – auch fernab von KI – sicherzustellen? »Nein. Die Wirtschaftsgeschichte hat gezeigt: Die Selbstverpflichtung von Industrie und Forschung führt nicht zu ethischen Innovationen, erklärt Eror. »Sei es beim Dieselskandal, dem Rauchverbot, der Frauenquote oder der Nahrungsmitteltransparenz. Mögliche Absatzvorteile haben Unternehmen immer höher bewertet als ethisches Handeln. Ich bin mir sehr sicher, dass das auch in Zukunft so bleiben wird.«

Eine gesetzliche Regulierung sei deshalb unabdingbar. »Die angekündigte Strategie der Bundesregierung zur Künstlichen Intelligenz kommt zwar sehr spät, berücksichtigt aber Datenschutz und Informationssicherheit und betont an vielen Stellen die Notwendigkeit von ethischen Standards«, erklärt Eror. Das sei sehr zu begrüßen. Auch die EU hat kürzlich ein KI-Maßnahmenpapier angekündigt, in dem ethische Rahmenbedingungen im Vordergrund stehen.

Die Frage bleibt, ob auch andere Regierungen ein Interesse daran haben, sich in diesem Sinne selbst einzuschränken. Die USA haben zwar bereits 2016 einen strategischen Forschungs- und Entwicklungsplan für KI vorgestellt und betonen dort nachdrücklich das Thema »ethische KI«. Es bleibt aber offen, wie sie etwa ihre Verteidigungspläne darauf abstimmen wollen. China, ein Land, das nicht besonders zimperlich mit der Privatsphäre umgeht, wie die jüngste Maßnahme zur allgegenwärtigen Gesichtserkennung beweist, dürfte ethische Aspekte eher weniger in den Vordergrund stellen.

Seit Jahren wird der Ruf nach einer neuen Wirtschaftsordnung laut, die statt Turbokapitalismus und Wachstum Gerechtigkeit und Umweltschutz stärker berücksichtigen soll. »Angesichts des rapiden Fortschritts der Technik und des potenziellen Missbrauchs der KI ist es an der Zeit, auch die Unternehmensethik ganz oben auf die Agenda zu setzen«, findet Eror.


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