Andere Webhosting- und Domain-Anbieter erkennen auch Potenzial im Privatkundenmarkt und offerieren beispielsweise Festnetz- und Internetanschlüsse sowie Mobilfunk als zusätzliche Leistungen. Ein Unternehmen, das diese Strategie erfolgreich verfolgt, ist der deutsche Marktführer 1&1 (20 Prozent Marktanteil). Auch das Telekom-Tochterunternehmen Strato kämpft um Privatanwender und will mit Verbrauchernähe punkten: »Ich bin persönlich davon überzeugt, dass Hosting-Anbieter heute ein positives, zufriedenstellendes Kundenerlebnis garantieren müssen. Der Kunde möchte heute ein Produkt erwerben, das optimal auf seine individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Er erwartet, dass bei Bedarf die gesamte technische Betreuung übernommen wird, sodass sich unser Kunde auf sein eigentliches Kerngeschäft konzentrieren kann. Das fängt beim Homepage-Umzugsservice oder der 1-Klick-Installation für Wordpress an und reicht bis hin zum ›Strato Managed Server‹, den wir für den Kunden verwalten«, erläutert StratoChef Böing. Was Strato und 1&1 nicht sagen: Das Privatkundengeschäft erfordert ein vergleichsweise großes Budget für Marketingmaßnahmen. Das können sich kleinere Anbieter im Zweifelsfall nicht erlauben.
Ob Fachhändler und Systemhäuser im Hostingmarkt punkten können, wird von den Infrastrukturanbietern höchst unterschiedlich betrachtet. Aufgeschlossen gibt sich Host Europe-Chef Boyens: »Reseller, mit denen wir zusammenarbeiten, verfolgen ganz unterschiedliche Ansätze. Neben der reinen Vermittlung von Neukunden gibt es eine große Anzahl an Partnern, die unsere Leistungen unter Whitelabel anbieten und um eigene Services und Anwendungen ergänzen. Für Partner gibt es ein eigens eingerichtetes Control Panel, mit dem sie IaaS-Leistungen einfach steuern, selbst virtuelle Maschinen installieren und Ressourcen zuweisen können.« Das Fazit von Host Europe: »Das Partnergeschäft ist für uns enorm wichtig, daher treffen wir bei Bedarf auch individuelle Vereinbarungen, um den Wünschen der Partner gerecht zu werden.«
Beim Anbieter Windcloud sieht man die Aussichten für Reseller eher kritisch: »Hosting-Produkte können alle direkt über das Internet bestellt, abgerechnet und genutzt werden. Nicht direkt beim Anbieter von Hosting-Lösungen zu kaufen, macht daher oft keinen Sinn. Der Channel hat in diesem Setting nur eine Chance, wenn er sinnvoll Produkte kombiniert und diese kundenspezifisch und mit zusätzlichem Kundennutzen versehen kann. Ich persönlich bin skeptisch, ob dies dem Channel langfristig gelingt.«