Ein merkwürdiges Phänomen trat in den Real-World Labs in Poing beim Versuch auf, Vmware Workstation 6.5.2 auf einem Linux-System zu installieren: Die Software von Vmware verweigerte die Installation. Als »Bösewicht« entpuppte sich die Kernel-based Virtual Machine (KVM).
Seit Version 2.6.20 ist die Open-Source-Software KVM (Kernel-based Virtual Machine) ein fester Bestandteil des Linux-Kernels. Sie stellt auf x86-Rechnern eine Linux-Kernel-Infrastruktur zur Verfügung und arbeitet mit den Hardware-Virtualisierungstechniken VT von Intel und AMD-V (»Pacifica«) von AMD zusammen.
Mithilfe von KVM und der virtuellen Maschine Qemu kann Linux als Hypervisor für Gastbetriebssysteme wie Windows, Solaris oder einige BSD-Versionen dienen. Auch mit anderen Hypervisoren, etwa Vmware, vertrug sich KVM bislang gut – bis jetzt.
Als das Team der Real-World Labs die aktuelle Version 6.5.2 von Vmware Workstation auf einem Linux-System installieren wollte, gab es ein böses Erwachen: Die Software brach den Installationsversuch ab. Interessanter Weise trat dieses Phänomen bei der Vorgängerversion von Vmware Workstation nicht auf.
Unser erster Verdacht: Vmware hat einen Mechanismus integriert, der die Koexistenz mit Hypervisoren anderer Hersteller ausschließt, nach dem Motto »Es kann nur einen geben!« Also ein Trick von Vmware, um unliebsamen Konkurrenten eins auszuwischen?
Nein, im Gegenteil, wie das Entwicklungsteam von Vmware mitteilte: KVM »greift sich« Ressourcen des Gastrechners, gibt diese aber im Gegensatz zu Vmware Workstation oder Parallels nicht mehr vollständig frei, wenn eine andere Virtualisierungslösung sie anfordert.
Das hat im Falle von Vmware Workstation zur Folge, dass mehrere Module nicht geladen werden. Workstation gibt eine Fehlermeldung wie die folgende aus:
Vmware Workstation unrecoverable error: (vcpu-0)
VCPU 0 RunVM failed: Operation not permitted
Um Systemabstürze zu verhindern, haben die Entwickler von Vmware einen Check in Vmware Workstation integriert. Stellt das Programm fest, dass KVM aktiv ist, verhindert es eine Installation von Workstation.
Die KVM-Entwickler wurden inzwischen über den Bug informiert. Vmware hat bereits einen entsprechenden Bugfix entwickelt und den Kollegen zur Verfügung gestellt. Bislang wurde dieser jedoch noch nicht implementiert.
Um Vmware trotzdem zum Laufen zu bekommen, muss KVM nicht deinstalliert werden. Es genügt, KVM abzuschalten.
Dazu als User mit der Berechtigung root folgenden Befehl eingeben:
/etc/init.d/kvm stop
Er schaltet die KVM-Funktionen ab und entlädt die Kernel-Module.
Nachdem das passiert ist, läßt sich Vmware installieren und auch nutzen.
Der Administrator kann dann entweder mit KVM arbeiten, wenn er die
Vmware-Workstation beendet und die KVM-Module lädt. Oder aber er deaktiviert die KVM-Module und startet Vmware.
Ein geringer Aufwand, aber dann kann man beide Hypervisoren zumindest
wechselweise einsetzen.