Bechtle: »Keinerlei Korrekturen« an Wachstumserwartungen

Nervöse Börse lässt Bechtle-Papiere stürzen

19. Juni 2019, 16:30 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Konzern-Strukturen müssen mitwachsen

Während Bechtle sich traditionell an einem sehr langfristigen Horizont orientiert und auf den IT-Markt und das eigene Unternehmen in einer Spanne von zehn Jahren blickt, reagiert die Börse immer schon sehr kurzfristig. Das passt so gar niocht zusammen, doch das ist der Preis, den die Schwaben für eine öffentliche Notierung und entsprechend einer hohen Medienaufmerksamkeit bezahlen.

Wer beschäftigt sich schon intensiver mit der strategischen Ausrichtung eines Systemhauses, das in seiner Branche oft als unerreichbares Muster beneidet wird?

Man muss die Umsatzsteigerung um 21,1 Prozent von 2017 auf 2018, wie überhaupt alle Wachstumsraten bei Bechtle, im Kontext des Niveaus sehen, von dem man bei einem dezentral aufgestellten Systemhaus für überwiegend mittelständische Kunden ausgeht. Der Zuwachs von rund einer Milliarde Euro pro Jahr, der Anstieg der Mitarbeiterzahl von rund 6.500 in 2014 auf über 10.000 Ende 2018 will selbst für einen mustergültigen IT-Dienstleister wie Bechtle verkraftet werden.

So perfekt es Bechtle seit dem ersten Firmenzukauf 1993 versteht, neu hinzugekommene Firmen fast im Quartalsrhythmus in seine Konzernstruktur zu integrieren: Die organisatorischen Prozesse dieses Wachstumskurses können, so der Eindruck, nicht im gleichen Maße mitwachsen. Es gibt nach wie vor drei Vorstände, keine sechs, die sich vielleicht jedes andere Unternehmen mit einer solchen Performance über die letzten Jahre leisten würde.

Bechtle-Chef Thomas Olemotz würde sich eine solche Argumentation freilich nicht zu eigen machen, erst recht nicht öffentlich in den Raum stellen. Doch auf das Niveau, von dem aus Bechtle seine jährlichen Wachstumsraten plant, darauf weist der CEO schon hin, wie zuletzt im März bei der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart.

Dort fiel auch der Satz, dass ein Jahr mit »normalem Wachstum Bechtle sicher gut tun würde«, so der CEO im Gespräch mit CRN. Verschnaufpausen, nach Bechtle-Selbstverständnis bereits die zehn-Prozent-Wachstumsrate - würden dem ehrgeizigen Kurs der Schwaben auf ihrem Weg zur Vision 2030 sicher gut tun. Dann will Bechtle nämlich den Umsatz auf zehn Milliarden verdoppelt haben. Ein Zeitraum, in dem kein Börsianer zu denken wagt.


  1. Nervöse Börse lässt Bechtle-Papiere stürzen
  2. Konzern-Strukturen müssen mitwachsen

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Bechtle Softwarelösungen GmbH

Matchmaker+