Apropos Zeitpunkte eines vorsichtig rechnenden Systemhauses, das Feldversuche mit Innovationen eher nicht auf der Agenda stehen hat: Olemotz, der am 1.März sein zehnjähriges Dienstjubiläum als CEO feierte, wird offener und mutiger für Experimente. Es mag nur eine Randnotiz aus dem Bechtle-Geschäftsbereich IT-Handel sein, dass in der manuellen Kleinteile-Konfektionierung Lagermitarbeiter seit kurzem die Produktdaten per Datenbrille in das Logistiksystem senden. Doch dieses Augmented Reality-Projekt mit Epsons Datenbrille Moverio hatte selbst Kooperationspartner SAP so noch nie durchgeführt. Es zeigt die grundlegend geänderte Bereitschaft bei Bechtle, technologisch jetzt in Vorleistung zu gehen und nicht erst zu warten, bis eine spürbar hohe Nachfrage da ist.
Ob bei IoT oder hier mit Datenbrillen: der Bechtle-CEO spricht von »vielen Lerneffekten«, die sicher nicht nur hilfreich interne Prozesse verbessern, sondern sich auch in Kundenprojekten auszahlen könnten, sollten diese Technologien zum Durchbruch kommen. »Mit der AR-Innovation in unserer Logistik sind wird dann doch First Mover«, sagt der Vorstand sichtlich stolz. Lediglich der mit Schlips und weißem Hemd (Daten-)bebrillte Lagermitarbeiter, der für die Presseunterlagen so abgelichtet wurde, lässt erahnen, dass Bechtle auch als Technologiepionier von seinem stets gepflegten Image eines grund-soliden schwäbischen IT-Dienstleisters nicht abrückt. Beides, Modernität dank IT-Innovation und sichtbar konservative Grundwerte, schließen sich in der sehr eigenen Bechtle-Welt nicht aus.
Das muss kein Attraktivitätsnachteil sein, denn im Kampf um die allerorts dringend benötigten Nachwuchskräfte liege der Bechtle-Konzern mit seinen fast 7.700 Mitarbeitern gut im Rennen, sagt Olemotz und spricht von einer »sehr hohen Ausbildungsquote« mit aktuell rund 500 Auszubildenden und jungen Menschen im dualen Studiengang.