Denn neben der Besteuerung von Vermögen im Ausland ist der eigentliche Kern der Steuerreform die Senkung der Körperschaftssteuer (von aktuell 35 auf 20 Prozent; der internationale Durchschnitt liegt bei 22,5 Prozent) — und diese wirkt langfristig. Schon jetzt tauchen in den Bilanzen amerikanischer Unternehmen erste Sonderstellungen auf, weil weniger Geld für künftigte Steuerzahlungen zurückgelegt werden muss. Auch internationale Firmen mit Standorten in den USA profitieren von der neuen Regelung, wenn auch nicht in dem Maße wie US-Unternehmen selbst. Auch deshalb ist die Freude außerhalb Amerikas eher getrübt: Denn trotz der aktuell horrenden Sonderposten, langfristig wird Trumps Rosskur amerikanischen Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen.
Doch nicht nur auf die globalisierte Wirtschaft, auch auf Finanzwelt und Politik hat Trumps Steuerreform erhebliche Auswirkungen: Mit der Senkung der Körperschaftssteuer gepaart mit neuen Abschreibungsmöglichkeiten auf Investitionsgüter schafft Trump Anreize für Unternehmen, geplante Investitionen vornehmlich in den USA zu tätigen. Schon jetzt hat Apple angekündigt, allein in den kommenden fünf Jahren rund 30 Milliarden Dollar in Amerika zu investieren. Auch deutsche Unternehmen erwägen bereits, die günstigen Rahmenbedingungen in Übersee für sich zu nutzen.
Schon im Dezember beklagten die europäischen Finanz-minister um Peter Altmaier in einem Brief an ihren amerikanischen Amtskollegen Steven Mnuchin mögliche internationale »Verzerrungen« durch die Steuerreform. Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) hat die Reform bereits als das gekennzeichnet, was sie ist: »protektionistisch«. Nur wird die Kritik bei Trump sicher kein Umdenken auslösen, im Gegenteil. Für den Egomanen im Weißen Haus dürfte es eine Genugtuung sein, wenn Firmen aus dem Silicon Valley sich einmal nicht gegen ihn stellen, sondern ihm stattdessen brav aus der Hand fressen. Und wenn Trump daheim Erfolge verkünden kann, kann noch so viel Schaden auf dem internationalen Wirtschaftsparkett angerichtet werden. America First eben.