Zwar hat Volkswagen mit der aktuellen Affäre bewiesen, dass deutsche Autobauer entgegen aller Unkenrufe eben doch leistungsfähige Software programmieren können, schließlich hat die trickreiche Motorsteuerung Testumgebungen aufgrund gleichbleibender Beschleunigung und mangelnder Lenkbewegungen erkannt. Doch die Entwicklung zeigt auch, welche üble Folgen Software als Betrugsmittel für den Hersteller haben kann. Schon jetzt wankt der Gigant VW unter der Erwartung zahlloser Schadensersatzklagen auf der ganzen Welt. Milliarden an Unternehmenswert wurden innerhalb von Minuten an der Börse vernichtet, VW-Chef Winterkorn musste den Posten räumen, Ingolstadt und Wolfsburg als Heimstädte von Audi und VW haben Haushaltssperren verhängt, um sich gegen ausbleibende Gewerbesteuereinnahmen zu wappnen.
Doch nicht nur für den Konzern selbst, für seine hunderttausende Beschäftigten sowie für die Städte mit Standorten des Konzerns könnte der falsche Umgang mit Software-Kompetenz unangenehme Folgen haben. Der gute Ruf Deutschlands als zuverlässiger Exporteur mit hohen und ehrlichen Qualitätsstandards – der eben auch oft hohe Preise rechtfertigt – wird leiden. Da hilft es auch nichts, dass auch anderen Firmen wie aktuell Samsung ähnliche Tricksereien vorgeworfen werden. Die Koreaner sollen bei ihren Fernsehern ebenfalls eine Software einsetzen, die Testszenarien erkennt und den Energieverbrauch gegenüber der alltäglichen Anwendung deutlich verringert. Auch hier ist die Empörung groß, Samsung wehrt sich entschieden und argumentiert mit einer Energiesparfunktion, die standardmäßig eingeschaltet sei und so auch dem Verbraucher zu Gute komme.
Egal wie sich VW und Samsung aus der Affäre ziehen. Die Fälle zeigen zum einen welch leistungsfähige Software heute bereits in alltäglichen Geräten steckt. Zum anderen wird klar, wie betrügerischer Software-Einsatz auch den Unternehmen selbst schaden kann – wenn er entdeckt wird. Die Hersteller verspielen nicht nur positive Bilanzen durch fällige Milliardenstrafen. Vor allem zerstören sie das Vertrauen des Kunden: zum Unternehmen selbst, aber auch zu intelligenter Software allgemein. Die – richtig eingesetzt – doch viele Vorteile bietet.