CRN: Besonders wichtig ist beim Handel mit gebrauchten Lizenzen die Rechtssicherheit - umso mehr im Unternehmensumfeld: Wer überprüft sie und garantiert dem Käufer, dass die Lizenzen echt sind und den rechtlichen Vorgaben des EuGH und BGH entsprechend gehandelt werden? Was braucht man somit für einen Verkauf - und was bekommt man alles beim Kauf?
Vöge: Der Handel mit gebrauchten Softwarelizenzen ist europarechtlich klar geregelt: Für einen rechtssicheren Verkauf sind verschiedene Voraussetzungen zu erfüllen. Wir haben auf li-x einen Clearing-Prozess etabliert, der diese Voraussetzungen überprüft. Zunächst einmal ist es notwendig, dass Unternehmen die Nutzungsrechte an den Lizenzen, die sie zum Handel anbieten wollen, zeitlich unbefristet in der Europäischen Union oder der Schweiz erworben haben. Nachweise dazu werden auf der Börse hochgeladen und von unseren Mitarbeiter geprüft. Außerdem prüft unser Clearing in diesem Zusammenhang die Richtigkeit der Angaben bzgl. Menge, Produkt und Lizenzversion.
Weiterhin muss das Unternehmen versichern, dass die vertragsgegenständliche Software unbrauchbar gemacht wurde, so dass diese nach dem Weiterverkauf vom verkaufenden Unternehmen nicht mehr weiter genutzt werden kann.
Sind diese Voraussetzungen erfüllt, gelten die Lizenzen auf li-x als „gecleared“. Hinter jeder erfassten Lizenz liegen nun auf li-x sowohl die Informationen über den Erstlizenzinhaber als auch die Vertragsnummern der Lizenzen aus den Volumenverträgen vor. Per Tastendruck ist die Rechtekette – beispielsweise für ein Software-Audit – zu jeder Zeit einsehbar, parallel erhält der Käufer zusammen mit der Rechnung Informationen über die Herkunft der Lizenzen.
CRN: Nimmt li-x an öffentlichen Ausschreibungen teil?
Vöge: Nein, denn li-x ist eine reine Handelsplattform und die hier gehandelten Softwarelizenzen unterliegen schwankenden Kursen. Allerdings ist li-x für öffentliche Institutionen zum Verkauf nicht mehr benötigter Lizenzen attraktiv. Die so erzielten Erlöse können sofort für den Neukauf von Software eingesetzt werden.
CRN: Was ist für die Zukunft geplant? Wollen Sie den Handel und Systemhäuser künftig noch aktiver in die Plattform einbinden?
Vöge: Zunächst steht für uns die weitere Bekanntmachung der Börse im Vordergrund. Und trotz klarer Rechtsprechung müssen wir immer wieder die tief sitzende Angst vieler IT-Manager abbauen. Denn um den Gebrauchtsoftwaremarkt möglichst klein zu halten, verbreiten die Softwarehersteller weiter Unsicherheit.
Die neuen Mietmodelle der Hersteller bieten für li-x viel Potenzial, denn bei Unternehmen, die beispielsweise in die Cloud wechseln, werden Lizenzen frei. Dies interessiert wiederum Firmen, die lieber auf bewährte Software setzen, die sie beim Hersteller nicht mehr bekommen können. Oft lohnt vor dem Wechsel übrigens der Vergleich, so ist beispielsweise das von Adobe beworbene Wechsel-Angebot für Bestandskunden weit weniger attraktiv, als die bisherige Lizenz auf li-x zu verkaufen und mit dem Erlös das Mietmodell zu refinanzieren.
Außerdem noch ein Ausblick für Systemhäuser und Fachhändler: Hier arbeiten wir aktuell an einem speziellen Trader- bzw. Reselleraccount, damit sie noch unabhängiger von den Herstellern agieren können, und durch Wahlfreiheit und günstige Preise einen größtmöglichen Nutzen für ihre Kunden erreichen.