Die EU-Politiker konnten mit ihren Fragen zeigen, wie gut sie sich vorbereitet hatten und am Ende empören, dass Zuckerberg nicht auf ihre Fragen geantwortet hatte. Und für den Facebook-Chef selbst war das Gespräch ein rhetorischer Spaziergang. Das lag vor allem an dem unvorteilhaften Format.
Erst konnte Zuckerberg nach seinem ausführlichen Eingangsstatement rund 45 Minuten den Fragen der Parlamentarier zuhören, dann nahm er sich gut 20 Minuten Zeit zum Antworten. Er konnte selbst entscheiden, auf welche Fragen er eingeht und beendete die Veranstaltung dann auch selbst mit dem Verweis auf die Zeit. Nebenbei riss er noch Facebooks Bemühungen um das »digitale Wohlbefinden« der Nutzer an - »auch wenn diese Frage hier nicht gestellt wurde«.
Als einige Parlamentarier sich empörten, Zuckerberg habe nicht auf ihre Fragen geantwortet, sprang Tajani ihm zur Seite: »Das Problem ist die Zeit. (…) Das ist das Format.« Aber wie kam es dazu, dass genau dieses Format ausgewählt wurde, für das von vorneherein auch nur 70 Minuten vorgesehen waren?
Tajani sagte im Anschluss an die Anhörung, er selbst habe das Verfahren im Kreise der Fraktionschefs vorgeschlagen. Dem Grünen EU-Abgeordneten Jan Philipp Albrecht zufolge hatten sich alle Fraktionen dafür ausgesprochen, Zuckerberg direkt auf die gestellten Fragen antworten zu lassen. Und seinem Parteikollegen Sven Giegold zufolge hatte Zuckerberg durchgesetzt, dass er am Ende gesammelt auf die Fragen antworten konnte. »Jetzt verkündet er die Regel sogar selbst. Das Parlament muss die Regeln setzen, nicht Zuckerberg!« Bezeichnenderweise hieß es in Brüssel seit Wochen, dass über das Format verhandelt werde.
Dabei hätte der Abend durchaus erkenntnisreich sein können. Die Fraktionsspitzen wollten unter anderem wissen, warum Facebook die vom Datenskandal um Cambridge Analytica Betroffenen nicht bereits 2015 informierte und ob Zuckerberg an dieser Entscheidung beteiligt gewesen sei. Und ob der Fall »nur die Spitze eines Eisbergs« war. Sie sprachen an, dass Facebook zum Beispiel über den Like-Button auch einige Daten von Nicht-Mitgliedern sammele - und auch eine konkurrenzlose Rolle Facebooks, nachdem Konkurrenten mit ähnlichen Online-Netzwerken aus dem Geschäft gingen. Auch die direkte Frage, ob Facebook seinen Mitgliedern jemals die Möglichkeit geben werde, sich komplett personalisierter Werbung zu entziehen, blieb liegen.