Zukunft zwischen Null-Hirn und smarter Vernetzung
In Köln trafen sich rund 100 Geschäftsführer der Systemhauskooperation iTeam, um über Trends und notwendige Veränderungen zu diskutieren.

- Zukunft zwischen Null-Hirn und smarter Vernetzung
- Eigentum verpflichtet: Zum Beispiel zur Abschaffung des Privat-PKWs
Bildschirmrückseiten-Beratung funktioniert so: Im Jahr 2020 wird es tatsächlich noch so etwas wie eine Bankfiliale mit einem richtigen Menschen geben. Ein Kunde, der sich in eine der wenigen noch existierenden Filialen verirrt und leichtsinnig nach einer Beratung für eine kleine Geldanlage fragt, wird einem Bankmitarbeiter gegenübersitzen, der nach längerer Dateneingabe ein kaum überraschendes Ergebnis vom Bildschirm abliest: Die beste Investition sei der Kauf eines Dachfonds. Dass dieses Wertpapier vom Tochterunternehmen dieser Bank stammt, steht nicht in der Datenbank. Ein Performance-Vergleich mit Fonds anderer Emittenten als der hauseigenen Gesellschaft kennt das System nicht. Expertenwissen am Schalter, das der einstmals renommierte Beruf eines Bankers erforderte, ist nicht mehr nötig. Es stört, ja verstört sogar. Menschliche Intelligenz treibt die Kosten solcher Beratungsdienstleistungen nur unnötig nach oben und wird daher abgeschafft. Die Industrie hat alle Berufe so blöd wie möglich gemacht, effizientes Arbeiten funktioniert schließlich am besten mit Null-Hirn. Willkommen in der Welt des Lean Brain Management!
Guenter Dueck, der schon vor sieben Jahren diese Entwicklung am Beispiel von Call-Centern beschrieben hatte, malte vor den rund 100 Geschäftsführern beim Jahreskongress der Systemhauskooperation iTeam ein düsteres Bild der digitalen Zukunft. Düster allerdings nur für jene, die eine Bildschirmrückseiten-Beratung benötigen. Die Architekten dieser Lean Brain-Infrastrukturen haben indes die Goldenen Zeiten noch vor sich: IBM, Duecks früherer Arbeitgeber also, sowie die meisten Systemhäuser. Sie sind es, die Big Data und Analytics in transaktionales E-Business für ihre Kunden überführen und dafür sorgen, dass die Systeme und nicht mehr die Menschen »intelligenter« (smart, wie es neudeutsch heißt) werden.
--- forum[x] ---Zugegeben: Professor Dueck provoziert und polarisiert und wirkt dabei recht sympathisch, weil er die Dinge messerscharf mit viel Ironie analysiert und in Bildern aus der Vogelperspektive beschreibt. Das hilft bisweilen, kleiner werdende Märkte und aussichtsreiche Trends zu erkennen sowie neue Denkrichtungen einzuschlagen. Genau deswegen veranstaltet iTeam regelmäßige Tagungen wie diese in Köln, um gemeinsam nachzudenken und Geschäftschancen auszuloten.