Zuerst wollte ich einfach einen plumpen Aprilscherz in die Welt setzen. Dann versuchte ich es mit einer Art von fast-plausibler Parodie. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Techniker solche Scherze billigt, eher gering. Zu guter Letzt musste ich feststellen, wir benötigen keine Satire, wir haben ja das Internet der Dinge....
Ich machte mich also auf die Suche nach einer Idee, die irgendwo an den Grenzen der Glaubwürdigkeit angesiedelt ist. Die Idee sollte noch irgendwie real erscheinen, aber irgendwie auch im Ungewissen leben. Ich sprach darüber mit mehreren Bekannten, auch mit einigen Entwicklern aus dem Bereich des Internet der Dinge. Beim Bier (in Wirklichkeit waren es zu viele Biere) kam uns die rettende Idee: „Wir bringen einen internetfähigen Regenschirm auf den Markt!“ In das Gewebe des Regenschirms sollen Feuchtigkeitserfassungssensoren integriert werden, damit der Schirm (natürlich über eine Smartphone-Anwendung) uns mitteilen kann, wie stark es momentan tatsächlich regnet. Unsere Idee war somit nicht dümmer als andere absurde Ideen aus dem IoT-Bereich.
Wir mussten jedoch feststellen, dass wir mit unserer Idee nicht allein sind. Eine kurze Recherche ergab, dass es bereits einige ernste und reale IoT-Regenschirmprojekte gibt. Mindestens eines dieser Projekt, Kisha (www.getkisha.com), ist bereits in der Produktion und wird verkauft. Kisha verbindet sich nicht nur automatisch mit den Wetterprognosen, um uns mitzuteilen, ob heute ein Regenschirm benötigt wird, sondern auch via Bluetooth mit unserem Smartphone. Dadurch kann uns unser Regenschirm alarmieren, wenn wir ihn irgendwo vergessen haben. Der "Ambient Weather Forecasting Umbrella" (www.engadget.com/2006/01/11/ambients-weather-forecasting-umbrella) baut eine Verbindung über Wifi zum Internet und lässt dessen Handgriff leuchten, wenn es regnen sollte.
Mit dem Pileus-Schirm (www.pileus.net) soll laut Herstellerangabe ein Fußmarsch im Regen großen Spaß machen. In den Regenschirm hat der Hersteller hierzu eine Kamera und einem Bildschirm eingebaut. Damit lässt sich nicht nur die umgebende Regenlandschaft beobachten, sondern es können auch wunderbare Fotos vom Regen gemacht werden.
Will man jedoch kein fertiges Projekt kaufen, dann gibt es im Internet eine Reihe von Tutorials (www.jeremyblum.com/2014/07/23/raincloud/ und http://twelvemonkeyscompany.com/lab/2013/07/08/tutorial-how-to-connect-an-umbrella-to-the-internet-iot/) wie man den eigenen Regenschirm mit dem Internet verbindet.
All dies verblasst jedoch neben dem der aus Hong Kong stammenden Regenschirmversion „UmbrellaHere“ (http://umbrellahere.com). In diesem Wundergerät ist die soziale Dimension enthalten: Der Regenschirm leuchtet auf, wenn man ihn mit einem Fremden teilen möchte und darüber hinaus, dokumentiert das Gerät die Ausflüge und kontrolliert den Stand der Aktien.
Erstaunlicherweise hat keines dieser Regenschirmprojekte bisher Big-Data-Elemente integriert. Hier könnte Fujitsu einen wichtigen Beitrag dazu leisten, denn dieses Unternehmen beschäftigt sich mit dem Sammeln von Daten von Autowindschutzscheiben. Warum sollte man nicht auch die von den Regenschirmen gesammelten Feuchtigkeitsinformationen zur Erkennung von lokalen Wettermustern nutzen?
Nachdem die internetfähigen Regenschirme keine so großartige Idee als Grundlage für kommenden Ruhm und Reichtum darstellten, haben wir uns (nach noch mehr Bier) die Internet-fähige Toilette ausgedacht? Natürlich kam uns gleich das über das Internet angeschlossene Urinal in den Sinn, welches Diabetestests (Typ 1 und Typ2) und Drogentests auf den Urinproben automatisch durchführen kann. Ein kurzer Blick ins Internet holte uns jedoch in die Realität wieder zurück: So etwas gibt es bereits (siehe:www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23178933)!
Natürlich könnte man solche Toiletten nicht nur im öffentlichen Bereich, sondern auch in den Unternehmen am Arbeitsplatz installieren. Damit ließe sich sicherlich ein entscheidender Beitrag zur Früherkennung von Krankheiten leisten. Dieser Zwangs- (Gesundheits-)test hätte sicherlich noch ein paar Probleme hinsichtlich der Privatsphäre zu überwinden, aber die Probleme schienen uns nicht so groß, dass auf unsere wunderbare Idee verzichtet werden kann. Man könnte sogar eine nordamerikanische Version zur automatischen Strafverfolgung, eine europäische Version zu Vermittlung von ärztlicher beziehungsweise rechtlicher Beratung und eine liberalisierte Version entwickeln, welche den Urintest mit entsprechenden kommerziellen Angebote verbindet.
Das über das Internet kommunizierende WC beziehungsweise die Smart-Pipe, ist bereits fester Bestandteil einer der besten IoT-Parodien (http://boingboing.net/2014/11/19/smart-pipe-a-design-fiction-f.html) und wird von der Realität überholt.
Japan ist seit langem die Heimat der smarten WCs. Elektrisch beheizte Sitze, automatische Spritzwaschanlagen und eine Warmlufttrocknung anstelle von Papier und noch viele weitere für den normalen Europäer unverständliche Toilettenkontrollfunktionen gehören im Land der aufgehenden Sonne zum allgemeinen Standard. Auch befindet sich in einer Ablage ein sorgfältig gefalteter Satz an Lesestoffen. Diesen könnte man eventuell durch ein Tablet ersetzen.... Aber wie dieser Artikel (http://phys.org/news201933408.html) zeigt, ist eine solche Lösung schon in Arbeit....
Nach längerem Suchen und nach endlosen Misserfolgen, gaben wir unsere Idee von der „durchschlagenden IoT-Erfindung“ auf und widmeten uns wieder unserem Bier. Ein letztes Aufkeimen einer Idee: Vielleicht sollten wir das über das Internet kommunizierende Bierglas erfinden ....