Im Interview: Rong Shen, Inspur

Höhere Effizienz schon auf Systemebene

25. August 2021, 7:00 Uhr | Dr. Jörg Schröper

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Engagement in der Open Compute Community

LANline: Wie sieht Ihr Engagement in der Open Compute Community aus?
Shen: Als Platin-Mitglied von drei Open Compute Communities mit Beiträgen gemäß der OCP-, ODCC- und Open19-Standards engagiert sich Inspur für die Entwicklung eines robusten Open-Compute-Ökosystems und steuert Technologien bei. Die M6-Server-Familie umfasst Schlüsselprodukte, die im Einklang mit Open-Compute-Standards entstanden, wie das ORS6000S-Rack, NF5180M6 und NF5280M6. Alle Produkte bieten offene Softwareprotokolle wie OpenBMC und Redfish sowie eine Vielzahl von offenen Standardkomponenten wie OCP3.0-Netzwerk und E1.S-Speicher.

LANline: Können Sie besonders geeignete Einsatzgebiete nennen?
Shen: Die M6-Server-Familie umfasst insgesamt sechs Produktreihen und 16 Produkte, die für rechenintensive Anwendungen wie künstliche Intelligenz, Big Data, Cloud Computing und andere intelligente Computing-Szenarien entwickelt wurden. Unsere Rackmount-Server sind in der Lage, die Anforderungen nahezu aller Szenarien zu erfüllen, einschließlich Cloud Computing, Virtualisierung, Datenbank und Datenanalyse oder Büroanwendungen. Die Mission-Critical-Server werden zum Beispiel in Transaktionsdatenbanken, Speicherdatenbanken, ERP-Anwendungen sowie Anwendungen für Ausfallsicherheit und Load Balancing eingesetzt. Die Storage-Server kommen in Warm-/Kaltdatenspeichern, Videoüberwachungsspeichern, Big-Data-Speicheranwendungen und IPFS-­Systemen zum Einsatz. Die High-Density-Server sind für Public Cloud, Private Cloud und Big-Data-Szenarien konzipiert. Und abschließend finden KI-Server eine breite Anwendung in den Szenarien Bild- und Video- sowie natürliche Sprachverarbeitung, Smart Cities, 5G-Kommunikation und etwa bei der Finanzanalyse. Die Rack-Scale-Server eignen sich gut für den Einsatz in großen Rechenzentren.

LANline: Daran schließt die nächste Frage an. Spielt auch die Einsatzumgebung eine Rolle, etwa bei der Verwendung in Edge-Rechenzentren?
Shen: Traditionelle Rechenzentren sind definitiv eine der wichtigsten Einsatzumgebungen für unsere M6-Serie. Wir haben spezielle Designs für die Wärmeableitung und das Front-I/O-Design in dieser Generation, die den Stromverbrauch senken und die Systemstabilität verbessern können. Zum Beispiel passt der NF5260M6 flexibel in ein konventionelles Rechenzentrum mit Kalt-/Warmgang-Einhausung. Er hat aber auch einen Front-I/O-Zugang, der in ein kommerzielles Gebäude passt, das weniger eine vollständig kontrollierte Umgebung auf Rechenzentrumsebene ist. Wir sind uns aber auch des Trends zum Edge Computing – oder allgemein eines Standorts mit niedriger Latenz – bewusst, an dem unsere Kunden ihre Rechenleistung ausweiten. Eine Herausforderung für Edge-Rechenzentren ist die Bedrohung durch die natürlichen Umgebungsbedingungen. Wir wissen, dass viele Edge-Rechenzentren in abgelegenen Gebieten gebaut werden, in denen die Wartung und Instandhaltung vor Ort eine Herausforderung darstellen. Die M6-Serie verfügt über eine M9-Erdbebensicherheit. Dies entspricht dem NEBS-Standard aus der Telekommunikation, und die Rechner sind daher in der Lage, in einer rauen Umgebung konstante Leistung zu bringen. Dennoch sind Edge-Computing-Szenarien kompliziert. Dies erfordert sicher, dass wir uns mehr auf die Kundenbedürfnisse konzentrieren und weitere Funktionen in unseren Systemen entwickeln.

LANline: Welchen Stellenwert nehmen der Stromverbrauch und die Kühloptionen ein?
Shen: Beide gehören immer zu den wichtigsten Themen in einem Rechenzentrum, und diese beiden Aspekte sind eng miteinander verbunden. Der jährliche Stromverbrauch aller Rechenzentren rund um den Globus beträgt etwa 300 Milliarden kWh, was der gesamten Stromerzeugung von 30 Kernkraftwerken entspricht. Innerhalb dieses riesigen Stromverbrauchs werden etwa 38 Prozent für die Luftkühlung verwendet, also über 110 Milliarden kWh. Daher arbeitet bekanntlich die gesamte Branche daran, den Power-Usage-Effectiveness-Wert zu senken und sicherzustellen, dass jedes verwendete Watt Energie auch Rechenleistung erzeugt. Am zweitwichtigsten ist der Fokus auf Umweltfreundlichkeit und Energieeinsparung, aber gleichzeitig sollen Leistung und Haltbarkeit nicht beeinträchtigt werden.

LANline: Welche Konsequenzen ziehen Sie für Ihre Produkte daraus?
Shen: Um das Problem zu lösen, haben wir bei unseren neuen M6-Servern den Honeycomb-Hohlleiter als neuen Standard für die Wärmeableitung eingesetzt. Damit können die neuen M6-Server in einer Umgebung mit einer um 2 °C höheren Umgebungstemperatur laufen, wodurch sich bis zu acht Prozent an Energiekosten für die Luftkühlung sparen lassen. Das Honeycomb-Design gibt unseren Systemen zudem die Möglichkeit, die Rotationsgeschwindigkeit der Lüfter zu verlangsamen, wodurch die Rotationsvibrationen um rund zehn Prozent sinken, was dem ein zuverlässigeres System schafft. Neben der Optimierung der Luftkühlung hat Inspur auch den flüssigkeitsgekühlten Knoten i24LM6 vorgestellt, der für Rechenzentren mit hoher Dichte und HPC optimiert ist. Darauf basierend haben wir die Luft-/Flüssigkeitskühlungs-Mix-CDU-Lösung auf den Markt gebracht, die den schnellen Einsatz der Flüssigkeitskühlung ohne Aufrüstung der bestehenden Anlagen ermöglicht.

LANline: Wie beurteilen Sie im grundsätzlich die Preisentwicklungen im Server-Markt und insbesondere im High-End-Bereich?
Shen: Mit komplizierteren Computing-Anforderungen und dem explosiven Datenwachstum suchen Kunden nach leistungsfähigeren Server-Systemen, was bedeutet, dass auch die Ausgaben steigen. So wird zum Beispiel die Einführung von NVMe den Preis für diese High-End-Server in die Höhe treiben. Wir sind überzeugt, dass der Gesamttrend der Server-Preise mit der Einführung fortschrittlicherer Technologien kontinuierlich steigen wird. Aber wenn man sich den Trend der Leistung pro Dollar ansieht, sinkt der Preistrend für Server tatsächlich im Lauf der Zeit. Der allgemeine Leistungsanstieg unserer M5-Server-Produktfamilie zu unserer neuesten M6-Generation beträgt über 40 Prozent, was viel mehr ist als der Preisanstieg.

LANline: Herr Shen, vielen Dank für das Gespräch.

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