Projekt SPELL: KI-gestützte Vernetzung

Mehr Durchblick für Leitstellensysteme in Krisenzeiten

24. September 2021, 11:00 Uhr | Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

„Die Lösung liegt oft im Kleinen“

Im Raum Ludwigshafen-Mannheim wird auch bereits an einem konkreten Praxisbeispiel gearbeitet. Was hat es damit auf sich?

Gause: Der Anwendungsfall bezieht sich vor allem auf den Chemiekonzern BASF, die dort ja riesige Anlagen haben, mit denen sie verschiedene Produkte herstellen. Sollte es dort aber mal zu einem schweren Krisenfall kommen, betrifft das nicht nur die Menschen in Ludwigshafen und Mannheim, sondern sehr wahrscheinlich auch den gesamten Großraum. (Anm. d. Red.: Das Interview entstand vor der Explosion im Chempark Leverkusen.) Da entstehen weitreichende Kaskadeneffekte und Folgeschäden. Auch in solchen Situationen gibt es zahlreiche Muster zu beobachten, zum Beispiel Menschenströme, die das Gebiet evakuieren, in Auffangzonen oder Krankenhäuser gebracht werden, aber auch Helfer, die aus anderen Kommunen in das Gebiet kommen, um Rettungsmittel zu liefern. Das konnten wir auch im Rahmen der Flutkatastrophe beobachten. Über solche Muster, die man über die verschiedenen Leitstellen erfassen kann, lassen sich auch wieder Verhaltensweisen untersuchen, aus denen wir lernen können. Man könnte zum Beispiel Frühwarnsysteme entwickeln oder bereits vorhandene Systeme verbessern und wäre allgemein besser auf ähnliche Krisensituationen vorbereitet.

Wie können sich Leitstellen in die Entwicklung von SPELL einbringen?

Gause: Wir werden im Dialog mit den Leitstellen in Erfahrung bringen, was sie wirklich brauchen. Gleichzeitig werden wir aber auch erklären und vorführen müssen, was durch KI-Technologie überhaupt möglich ist. Oftmals ist es so, dass die entsprechenden Mitarbeiter, Disponenten und Führungskräfte gar nicht so genau wissen, woran es ihnen im Arbeitsalltag eigentlich fehlt. Man ist manchmal so sehr in seinen Strukturen verhaftet, dass man gar nicht so recht beschreiben kann, wo Technologie Unterstützung leisten könnte. Zumal die meisten von ihnen mit Themen wie KI und deren Möglichkeiten vielleicht keine oder nur wenig Berührungspunkte hatten. Deswegen organisieren wir auch Workshops und andere Veranstaltungen, die an das Thema heranführen sollen. Aktuell wird etwa ein Hackathon geplant, wo man auch mal in ungezwungener Atmosphäre mit den entsprechenden Experten ins Gespräch kommen kann. Auch hier haben wir kompetente Projektpartner mit an Bord, zum Beispiel BASF, das Deutsche Rote Kreuz oder verschiedene Feuerwehr- und Polizeiorganisationen.

Was würden Sie sich persönlich wünschen, was am Ende der dreijährigen Projektlaufzeit von SPELL herauskommt?

Gause: Ich bin da ganz bescheiden. Wenn es uns durch KI gelingt, dass wir in Krisensituationen wie etwa der Flutkatastrophe noch ein bisschen schneller und wirksamer reagieren können, dann ist das bereits ein großer Erfolg. Denn da geht es teilweise um Sekunden, wenn Menschen nicht mehr aus ihren Häusern, Kellern oder Autos herauskommen. Die Möglichkeiten für das Projekt sind aber vielfältig und offen, denn die Lösung liegt tatsächlich oft im Kleinen. Wenn wir ein Muster finden und einen Algorithmus entwickeln können, der sich auch auf einen viel größeren Kontext skalieren lässt, kann das einen großen Schub für die gesamtgesellschaftliche Resilienz bedeuten. Wir sind sehr gespannt auf das KI-Projekt SPELL und jetzt mit großer Motivation gestartet.

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