Kabel und Netzknoten können mit ihren Kunststoffummantelungen und -gehäusen im Brandfall den Flammen zusätzliche Nahrung bieten. Zwar ist mit der EU-Bauproduktenverordnung 305/2011 bereits seit zehn Jahren eine Vorschrift in Kraft, die spezifiziert, wie eine sichere Datenverkabelung genau aussehen und was sie leisten sollte, sowie die Brandschutzeigenschaften von Produkten beschreibt. Auch setzen zahlreiche Hersteller bereits flammwidrige Kunststoffe für ihre Gehäuse ein. Dennoch stellt die Masse der Kunststoffe, die in einem Rechenzentrum verbaut sind, eine erhöhte Gefahr dar.
Um diesem Risiko entgegenzuwirken, gibt es zwei mögliche Strategien – die sich auf Quantität und Qualität beziehen. Zum einen kann über den Einsatz leistungsfähigerer Komponenten die Anzahl von Racks und Kabeln reduziert werden, sodass die schiere Masse der Kunststoffkomponenten reduziert wird. Dies hat noch weitere positive Effekte, mehr dazu weiter unten. Zum anderen gilt es, auch darauf zu achten, wie Kunststoff in den jeweiligen Komponenten vermieden werden kann.
Ein Beispiel bietet Rosenberger OSI mit seinem Preconnect-SMAP-G2 19-Zoll-Verteilgehäuse, das hauptsächlich aus nicht brennbarem Aluminiumblech besteht und kaum noch Kunststoffteile enthält.
Schnellere Netze dämmen Energieverluste ein
Mit steigenden Anforderungen wächst auch die Infrastruktur im Rechenzentrum. Häufig werden einfach weitere Komponenten hinzugefügt, um Bandbreite und Rechenkapazitäten zu erhöhen. Diese Art des „organischen Wachstums“ sollte jedoch von Zeit zu Zeit kritisch hinterfragt werden. Denn nicht nur das Brandrisiko wird dadurch erhöht, sondern auch der Energieverbrauch.
Diesen Punkt sollte man mit ins Auge fassen, wenn es darum geht, wann ein Technikwechsel sinnvoll ist. Konkret lässt sich das im Vergleich von optischen Transceivern mit 100-GByte/s- und 400-GByte/s-Bandbreite demonstrieren. Ein moderner 400G-Transceiver hat laut Datenblatt eine Energieaufnahme von acht Watt. Die 100G-Version begnügt sich zwar mit 4,5 Watt, um jedoch eine Bandbreite von 400 GByte/s zu erzielen, sind vier Leitungen nötig, sodass die Energieaufnahme 4 x 4,5 W und damit 18 W beträgt – der 400G-Transceiver spart also knapp 56 Prozent Energie.
Nicht zu vergessen: Die dabei eingesparte Energie bedeutet darüber hinaus, dass weniger Abwärme entsteht und damit die Klimatisierung ebenfalls effizienter erfolgt. Inzwischen geht die Technik bereits über 400G zu 800G und 1,6TB – damit sind gegenüber den noch verbreiteten 100G- und 200G-Transceivern weitergehende Einsparungen möglich, die die CO2-Bilanz verbessern.
Mehr IT in weniger Raum
Ebenso wie bei der Verkabelung mehr Bandbreite über weniger Kabel möglich sind, bieten auch kompaktere Rack- und Server-Gehäuse Einsparmöglichkeiten. Je mehr IT- und Netzwerk-Infrastruktur im vorhandenen Gebäude untergebracht werden kann, umso effizienter ist das Rechenzentrum in Bezug auf die benötigte Bausubstanz, deren Erstellung als „CO2-Rucksack“ in die Ökobilanz eingeht. Lassen sich Neu- oder Erweiterungsbauten vermeiden, sind damit neben der positiven Umwelteffekte auch erhebliche Kosteneinsparungen verbunden.
Intelligenter verpacken und liefern
Neben den Maßnahmen im laufenden Betrieb verdient auch die Anlieferung von neuen Komponenten gebührende Aufmerksamkeit. Häufig fallen aufgrund von Liefer- und Versandverpackungen erhebliche Mengen von Papier und Karton, Styropor und Kunststofffolien an, die mit erheblichem Ressourceneinsatz produziert wurden und am Ende aufwändig entsorgt werden müssen. Dort bietet sich ein enormes Einsparungspotenzial.
Einige Firmen haben bereits damit begonnen, ihre Verpackungen auf das Minimum zu reduzieren und problematische Materialien zu vermeiden. Statt erdölbasierender Plastikverpackungen können beispielsweise Folien aus biobasierenden und biologisch abbaubaren Polymeren verwendet werden. Das Fraunhofer Institut für angewandte Polymerforschung (IAP) am Technikum Schwarzheide hat in einem gemeinsamen Projekt mit Rosenberger OSI eine solche Alternative für die Verpackung von Patchkabeln entwickelt. Zugleich wurde auch der Einsatz von Papierbeuteln erwogen. Doch im Vergleich zeigte sich, dass deren Herstellung viermal mehr Energie benötigen würde. Zudem schützen die biobasierten Kunststoffe die empfindlichen Lichtwellenleiter besser vor Verschmutzung, sind leichter und widerstandsfähiger.
Neben intelligenterer Verpackungsmaschinen, die unterschiedliche Produktformate erkennen und die Folienmenge anpassen, lässt sich auch durch eine optimierte Wandstärke der biobasierenden Folie eine weitere Materialeinsparung von 40 Prozent realisieren. Klebelabels sind unnötig, wenn die Biopolymerverpackung direkt bedruckt wird. Wenn Messprotokolle und Installationsanleitungen von Patchkabeln nicht mehr auf Papier ausgedruckt, sondern digital zur Verfügung gestellt werden, kommt das auch den Prozessen der Kunden entgegen.