Netzwerkmanagement

Monitoring in der Cloud

29. Mai 2013, 13:50 Uhr | Dirk Jarzyna, Redaktion funkschau

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die Endbenutzererfahrung beziffern

In der Cloud geht es bei dieser Art der Analyse vorrangig um zwei Dinge: die Endbenutzererfahrung und die Applikationseffizienz der in der Cloud gehosteten Services. Auf den Punkt gebracht reduziert sich die Endbenutzererfahrung einfach auf die Frage „Ist der Dienst schnell genug, um die Anwender zufriedenzustellen?“ Häufig messen Applikationen schon selbst die Qualität der Verbindung. Einige Videoapplikationen nutzen beispielsweise ein aktives Fallback im Video-Viewer, um dem Dienst die Qualität zu signalisieren. Starker Verkehr auf der Verbindung sorgt dafür, dass ein Video-Stream geringerer Qualität übertragen wird. Darauf bauen, dass jede Applikation die Verbindungsqualität misst und die Resultate in brauchbarer Form zur Verfügung stellt, darf man allerdings nicht. Ein universeller Ansatz ist deutlich besser.

Eine gute Methode ist der Einsatz von Test-Clients, die Packet-Capture-Agenten ausführen. Dabei startet der Administrator ein lokales Paket-Capturing, verbindet sich mit dem Dienst, führt einige typische Operationen aus, stoppt die Datensammlung und analysiert schließlich die Resultate. Fühlt sich der getestete Dienst schnell an, ist der Test beendet. Erscheint er hingegen langsam, dann hat der Packet-Capture genug Daten für eine gründliche Analyse geliefert. Zu einem ersten Ergebnis gelangt der Administrator beispielsweise durch eine genaue Prüfung der TCP-Signalisierung: Ein schneller Server wird das Acknowledgment (ACK) und die Payload in einem Paket senden, ein langsamer oder überlasteter Server wird hingegen das ACK relativ schnell und erst später die Payload senden. Da TCP auf Kernel-Ebene operiert, hat es höhere Priorität als die Applikation – der Server sendet das ACK also unmittelbar. Dies gilt auch für einen gering belasteten Server, falls die Applikation Informationen aus einer externen Quelle, beispielsweise einer Datenbank, beziehen muss. In den meisten Fällen hat man es mit einer Kombination mehrerer Ereignisse zu tun: das ACK kommt vielleicht langsam, was auf ein langsames Netzwerk hindeutet, gefolgt von der Payload, die auf eine langsame Applikation verweist.

Deutet beispielsweise ein langsames ACK auf Probleme der Netzwerkebene hin, dann sollte der Administrator herausfinden, ob der Verursacher der Cloud-Server oder ob etwas anderes im Internet dafür verantwortlich ist. Die Ausführung der Tests von verschiedenen Standorten aus kann Klarheit verschaffen. Wer nicht Teil einer großen Organisation mit mehreren Standorten ist, dem kann möglicherweise die Cloud selbst helfen: Einige Cloud-Provider offerieren eine Auswahl verschiedener Standorte und günstiges oder sogar kostenloses Hosting für kleine Instanzen. Wie dem auch sei, zeigen sich die Netzwerkprobleme nur in Verbindung mit bestimmten Standorten, dann ist der Übeltäter das lokale Client-Netzwerk, sonst ist es sehr wahrscheinlich der Cloud-Service-Provider.

Hat ein Administrator erste Erfahrungen mit manuellen Tests der Endbenutzererfahrung gesammelt, dann kann er die Tests im nächsten Schritt möglicherweise automatisieren. Viele Cloud-Provider offerieren eine Programmierschnittstelle, die es erlaubt, die Interaktion des Clients mit dem Dienst zu automatisieren. Mit ein wenig Scripting zum Starten und Stoppen des Packet-Capturings erhält der Administrator ein pflegeleichtes Testsystem. Und es geht noch eleganter: Fügt der Administrator dem Test-Script noch Timing-Informationen hinzu und lässt die Resultate automatisch in einen einfachen Web-Service laden, dann werden die Timing-Informationen verarbeitet und der Dienst gibt Auskunft, ob einen weitere Analyse notwendig ist.

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