Gerade in Krisenzeiten entstehen jedoch im Handumdrehen Engpässe, wie sich am aktuellen Beispiel der Corona-Pandemie beobachten lässt. Der in den Anfangszeiten schnell anwachsende Backlog bei Bestellungen für die Ausstattung des heimischen Arbeitsplatzes konnte bis heute noch nicht vollständig abgearbeitet werden. Laptops, Bildschirme, Drucker oder Videokameras, alles was für das uneingeschränkte Arbeiten im Homeoffice vonnöten ist, wurde von einem Tag auf den anderen spürbar knapp. Bis heute herrscht darüber hinaus ein akuter Mangel an Prozessoren, da diese von vielen unterschiedlichen Industrien händeringend benötigt werden. Gleichzeitig müssen sich die Hersteller jedoch auch mit pandemiebedingten Produktionshindernissen befassen. Die gesamte Lieferkette hat mit Engpässen zu kämpfen, was verspätete Liefertermine und stark erhöhte Preise zur Folge hat .
Sehr ähnlich verhält es sich, wenn Unternehmen auf eine Single-Vendor-Strategie setzen. Wenn dieser zusätzlich noch ein proprietäres Ökosystem vertreibt, kann man sich als IT-Entscheider schnell in eine lähmende Abhängigkeit manövrieren. Ist ein Unternehmen erstmal mit einer solchen proprietären Netzwerklösung ausgestattet, bleiben in Krisenzeiten oftmals nur zwei Optionen: Mitunter lange auf neue Netzwerkkomponenten warten oder in den sauren Apfel beißen und die vom Hersteller aufgerufenen – teils überzogenen – Preise bezahlen.
Mit einer Multi-Vendor-Strategie ist man meist nicht nur flexibler beim Zukauf neuer Netzwerkkomponenten, sondern hat auch eine deutlich bessere Verhandlungsposition gegenüber den verschiedenen Anbietern. Im stark regulierten Endverbrauchermarkt kann man immerhin auf ein Machtwort aus der Politik hoffen – so geschehen im Falle des Apple-eigenen Lightning-Anschlusses. Hier wurde der Markt von Brüssel aus an die Kandare genommen, mit dem Ergebnis, dass bald alle neuen Smartphone-Modelle mit einem einheitlichen Ladeanschluss ausgestattet sein müssen – herstellerunabhängig und verpflichtend.
Dies sind Gründe, weshalb sich IT-Entscheider im Vorfeld sorgfältig informieren sollten, welche Anbieter für die Ausstattung ihres Firmennetzes am geeignetsten sind. Denn Herstellerneutralität bedeutet in der Regel, flexibel entscheiden zu können und weniger abhängig zu sein.
Florian Schönknecht, Head of Operations bei Eramon
Faktor | Lösung mit einem Anbieter | Lösung mit mehreren Anbietern |
---|---|---|
Best-of-Breed-Auswahl | unmöglich pro Feature | möglich |
Komplexität | Der Anbieter kümmert sich darum | Der Kunde kümmert sich darum; externe Anbieter kennen möglicherweise nicht die Feinheiten aller Systeme |
Kosten | niedriger (aufgrund von Mengenrabatten) | höher (aufgrund separater gekaufter kleinerer Servicepakete) |
Implementierungs-herausforderung | niedriger | höher |
Beschaffungsaufwand | niedriger | höher |
Produkt-Upgrades | langsamere, aber umfassendere Upgrades | schneller (sollten sie zumindest sein), aber weniger umfassend |
Mitarbeiterschulung | Mitarbeiter werden wahrscheinlich insgesamt weniger Schulungen benötigen, aber wahrscheinlich mehr Schulungen vom Anbieter erhalten. Möglicherweise gibt es für Nutzer auch einen Online-Leitfaden. | Mitarbeiter werden wahrscheinlich insgesamt mehr Schulungen benötigen, aber wahrscheinlich weniger Schulungen erhalten, da der Kauf eine kleinere Bestellung für den Anbieter darstellt. Möglicherweise gibt es für Benutzer auch einen Online-Leitfaden. |
Überleben eines Anbieters | Ein großer Anbieter überlebt mit größerer Wahrscheinlichkeit | Kleinere Anbieter sind ständig dem Risiko ausgesetzt, insolvent zu gehen oder aufgekauft zu werden |
Abhängigkeit vom Anbieter | hoch | niedrig, da austauschbar |
Quelle: Upland-Blog „Single vendor vs. multi-vendor: 8 factors to consider“, Abruf 28.05.2021