DevOps für Mainframe-Umgebungen

Tanzkurs für Elefanten

4. Mai 2017, 14:55 Uhr | Autor: Mathias Mezger / Redaktion: Axel Pomper

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Legacy-Systeme und der Wasserfall

Unternehmen setzen weiter auf ihre „Legacy-Systeme“

Während die Java-App-Entwickler einfach und agil arbeiten sowie Methoden wie Scrum oder Kanban nutzen, verfahren die COBOL- und Mainframe-Entwickler noch immer nach dem Wasserfall-Modell. Statt einer integrierten Planung und Kontrolle der Aktivitäten von der Idee über die Umsetzung bis zur Produktion ist die Softwareentwicklung hierbei in aufeinanderfolgenden Phasen organisiert. Anstelle von intuitiven Dashboards kommen für Planungs- und Kontrollaufgaben vielfach herkömmliche Mittel wie Excel oder Word zum Einsatz.

Häufig haben Unternehmen über Jahre hinweg ihre Mainframe-Applikationen in einer Architektur entwickelt, die schnelle Änderungen und produktiven Einsatz nicht zulässt. Die Verwaltungs- und Konfigurationswerkzeuge auf dem Mainframe sind zudem größtenteils für den kompletten agilen bzw. DevOps-Ansatz nicht geeignet. Eine Fehlfunktion oder ein Ausfall des Systems kann schwerwiegende betriebswirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Denn die geschäftskritischen Anwendungen auf dem Mainframe beinhalten die für den Wettbewerb entscheidende Geschäftslogik. Darüber hinaus unterliegen die Mainframe-Anwendungen, insbesondere im Finanzsektor, strengen Regulierungen. Das Wasserfall-Modell hat daher durchaus seine Berechtigung. Eine vollständige Migration der gesamten Geschäftslogik ist in vielen Fällen zu riskant, extrem kostspielig und vor allem viel zu aufwändig. Unternehmen setzen somit zu Recht weiter auf ihre „Legacy-Systeme“.

Der Wasserfall verschwimmt mit den agilen Prozessen

Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung, ihre Prozesse auf dem Mainframe für den Einsatz neuer Funktionen zu beschleunigen und die Qualität zu verbessern. Daneben müssen sie geschäftskritische Funktionen über verschiedene Plattformen hinweg bereitstellen können, so dass beispielsweise Java-Applikationen auf COBOL-Anwendungen auf dem Mainframe zugreifen können. Gerade Unternehmen, die IT-Systeme und Plattformen verschiedener Generationen nutzen, bietet eine DevOps-Initiative große Chancen.

Eine plattformübergreifende Integration von Standardwerkzeugen kann durchaus dabei helfen, das Software-Testen flexibel, skalierbar und vor allem automatisiert zu gestalten. Entwickler entdecken somit frühestmöglich defekten Code. Dadurch sinken die Kosten und die Komplexität. In diesem Zusammenhang ist auch von „shift left testing“ die Rede, auch wenn der Wechsel von bislang linearen, iterativen hin zu dynamischen und flexiblen Prozessen sich nicht mit dem „Umlegen eines Schalters“ vergleichen lässt.

DevOps optimiert Mainframe-Umgebungen

DevOps beschreibt allerdings keine Komplettlösung. Ebenso wenig gibt es ein allgemeingültiges Maturity-Modell, auf das Unternehmen zugreifen könnten. Auch der alleinige Einsatz von modernen Werkzeugen wie etwa Eclipse als Ersatz für TSO/ISPF reicht noch nicht aus. Vielmehr geht es darum, die Werkzeuge so zu integrieren, dass alle Bereiche die Prozesse plattformübergreifend nutzen können. DevOps steht hier für ein breitgefächertes Set an Disziplinen und Vorgehensweisen. Von der Idee über die Entwicklung und dem Test bis hin zum produktiven Einsatz optimiert DevOps das Zusammenspiel zwischen Menschen, Technologie und Prozessen.

Jedes Unternehmen muss zunächst für sich selbst erkennen, welche Abläufe es dafür verändern muss und welche Werkzeuge bei dieser Verbesserung unterstützen können. DevOps-Prinzipien helfen die Barrieren zwischen den einzelnen Schritten der klassischen Softwareentwicklung (Plan – Build – Test – Release) aufzubrechen und einen „Continuous Workflow“ zu erschaffen. Um Elefanten das Tanzen beizubringen, reicht es eben auch nicht, ihnen bestimmte Tanzschuhe anzuziehen. Elefanten sowie traditionelle Unternehmen brauchen eine Orientierungshilfe mit Vorgehensweisen und Prinzipien, damit sie lernen das Tanzbein zu schwingen.

Mathias Mezger ist Director Enterprise Solutions bei Micro Focus

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