Kältemittel: Der Wandel ist bereits in vollem Gang

Weniger Treibhausgase

1. Juni 2022, 7:00 Uhr | Oliver Fronk/jos

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

AVV Klima setzt Maßstäbe

Die Anfang des Jahres in Kraft getretene AVV Klima - die „Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Beschaffung klimafreundlicher Leistungen“ - jedenfalls setzt ein klares Zeichen. Die Vorschrift gilt für die Vergabe öffentlicher Aufträge durch Dienststellen des Bundes.

Sie enthält eine „Negativliste“ von Leistungen, die Behörden des Bundes nicht mehr beschaffen dürfen. Dazu gehören Baustoffe, die teilhalogenierte Fluorchlorkohlenwasserstoffe und teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW) enthalten oder unter Verwendung dieser Stoffe hergestellt wurden; zudem Flüssigkeitskühler mit mehr als zehn Kilowatt Nennkälteleistung mit Kältemittel GWP von mehr als 150. Die meisten HFKW- und H-FCKW-Kältemittel liegen deutlich über dem Grenzwert von 150.

Natürliche Kältemittel dagegen haben ein sehr geringes GWP. Propan R290 etwa hat ein GWP von 3, Ammoniak R717 hat ein GWP von 0.
Hersteller von Kältemaschinen, die sich an Ausschreibungen der Bundesdienststellen beteiligen wollen, werden somit durch die Vorschrift angehalten, auf neue, zukunftssichere Kältemittel zu setzen.

Da zu erwarten ist, dass das, was momentan auf Bundesebene gilt, in absehbarer Zeit auch im Landes- und Kommunenbereich wirksam sein wird, ist eine ernsthafte Auseinandersetzung mit natürlichen Kältemitteln selbst für Skeptiker unvermeidbar. Andernfalls ist eine Teilnahme an Ausschreibungen der Bundesdienststellen nicht mehr möglich. Prior1 hat die Entscheidung für die natürlichen Kältemittel bereits getroffen. Das Unternehmen will künftig für die Kühlung der IT-Komponenten in Rechenzentren nur noch Klimatisierungslösungen mit natürlichen Kältemitteln anbieten.

Zukunftssicherheit durch natürliche Kältemittel

Natürliche Kältemittel gelten aus mehreren Gründen als zukunftssicher, wie die folgende Auflistung belegt: Durch ihren niedrigen GWP stellen sie eine umweltverträgliche Langzeitlösung dar. Sie sind in ausreichender Menge jederzeit vorhanden. Sie sind preiswert in der Anschaffung. Es ist unwahrscheinlich, dass neue Umweltgesetze ihre Verwendung verbieten oder stark einschränken werden. Ihre Verwendung wird zunehmen, was bedeutet, dass die Verfügbarkeit von Komponenten steigen wird und es Weiterentwicklung der zugehörigen Techniken gibt. Sie sind hocheffizient einsetzbar, was zu niedrigen Betriebskosten führt.

Kältesysteme, die etwa Ammoniak oder Kohlenwasserstoffe verwenden, erreichen eine um zehn bis 15 Prozent höhere Energieeffizienz. Viele Anlagen mit natürlichen Kältemitteln sind aufgrund der guten thermodynamischen Eigenschaften dieser Kältemittel energetisch sehr effizient. Allerdings erfordern natürliche Kältemittel aufgrund der ihnen immanenten Risiken in der Planung und im Betrieb etwas mehr Aufwand. Die Kosten dafür halten sich jedoch in Grenzen.

Maßnahmen zur Risikovermeidung

Zu den Maßnahmen zur Risikovermeidung bei der Verwendung brennbarer Kältemittel gehören eine sorgfältige Auslegung der Systeme und die Anwendung von Sicherheitsnormen. Unter Berücksichtigung dieser Maßnahmen bieten sie viele Vorteile gegenüber anderen Kältemitteln. Im Betrieb laufen Kälteanlagen mit natürlichen Kältemitteln de facto automatisch. Es gilt lediglich: Wenn wegen Wartungen, Reparaturen oder Umbauten die Sicherheitssysteme der Anlagen außer Kraft gesetzt werden müssen, ist geschultes Fachpersonal vonnöten. Die Risiken sind also beherrschbar.

Fazit

Rechenzentren stehen vor bedeutenden Veränderungen im Bereich der Kältemittel. Betreiber tun gut daran, sich mit diesem Wandel auseinanderzusetzen. Sie sind aufgefordert, Kältemittel zu wählen, die auch in Zukunft wirtschaftlich tragfähig und zulässig sind und gleichzeitig die Umwelt schonen. Daher sollte die Wahl nicht nur auf Kältemittel mit niedrigem Treibhauspotenzial (GWP) fallen, sondern auf solche, die keine gefährlichen Abbauprodukte wie Fluorwasserstoff (HF) oder Tri-fluoressigsäure/Trifluoracetat (TFA) erzeugen. Letztlich ist die Umstellung auf klimafreundliche natürliche Kältemittel eine der wirksamsten Möglichkeiten zur dauerhaften Verringerung der Treibhausgasemissionen. Zudem gilt sie als eine der kosteneffizientesten Klimaschutz-Strategien überhaupt. Die Technik und das Know-how, um natürliche Kältemittel sicher für die Kühlung von RZs zu nutzen, sind vorhanden. Die Verantwortlichen müssen sich nur bewusst dafür entscheiden.

Oliver Fronk ist Teamkoordinator Sales bei Prior1.

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