Um diese Grenze wiederum zu überwinden, galt es, nunmehr den Schreibkopf zu verkleinern. Der benötigt jedoch eine bestimmte Mindestgröße, um ausreichend Energie für die Magnetisierung der Scheiben aufbringen zu können. Soll der Schreibkopf also kleiner werden, muss die Energie auf anderen Wegen zugeführt werden. Die Lösung: Microwave Assisted Magnetic Recording (MAMR). Dabei wird ein sogenannter Spin-Torque-Oszillator verbaut, ein kleiner Mikrowellensender, der die Magnetfeldstärke des Schreibkopfs unterstützt. Der benötigt durch die Hilfe des Senders wiederum weniger Energie für den Prozess und kann somit von den Herstellern zugunsten höherer Kapazitäten verkleinert werden. Laut Rainer Kaese, Senior Manager für HDD Business Development bei Toshiba, seien auf Basis dieser Technologie noch in der aktuellen Dekade Festplatten mit einem Volumen von 20 bis 30 Terabyte möglich. Ein großer Vorteil ist dabei, dass die grundsätzlichen Bausteine der HDD nicht verändert werden müssen.
Eine parallel entwickelte Technologie ist das sogenannte Heat Assisted Magnetic Recording (HAMR). Dabei kommt eine miniaturisierte Laserdiode zum Einsatz, die das zu beschreibende Areal der Scheibe punktuell erhitzt und somit die benötigte Magnetfeldstärke des Schreibkopfes ebenfalls reduziert. Im Vergleich zu MAMR sind jedoch teils neue Materialien nötig. Gleichzeit bietet die Technologie aber ein größeres Potenzial. Kaese geht davon aus, dass sich mit der Methode HDDs mit einer Kapazität von 30 bis 100 Terabyte verwirklichen lassen, unterstreicht aber auch, dass sich immer auch der Preis mitentwickeln muss: "Wahrscheinlich wird es 100-Terabyte-Festplatten geben, wenn die Industrie es schafft, diese für ein paar Hundert Dollar zu produzieren." Denn noch sind SSDs teurer als HDDs. Ein Vorteil, der für die Festplatten spricht. Laut den Analysten von Trendfocus wurden im Jahr 2020 weltweit etwa 1.200 Exabyte Speicher verkauft, dabei machten HDDs ein Volumen von 1.000 Exabyte aus, SSDs hingegen nur 200 Exabyte. Für den gesamten Bedarf des vergangenen Jahres bräuchte es also die sechsfache Menge an Flash-Speicher. So eine schlagartige Umstellung wäre jedoch allein aufgrund der Verfügbarkeit nicht möglich. Mehr Fabriken müssten gebaut werden, Unternehmen gleichzeitig bereit sein, entsprechend mehr in Storage-Lösungen zu investieren. Denn trotz fallender SSD-Preise werden diese laut Kaese frühestens in den 2030er Jahren auf dem Niveau der HDDs ankommen.
So lange Festplatten also noch weiterhin eine technische Entwicklung und somit höhere Kapazitäten zulassen, werden sie auch in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle in Rechenzentren spielen. Die Dynamik müsse dabei stets so sein, dass "das Top-Modell der 3,5-Zoll-Festplatte immer höhere Kapazitäten hat, aber immer ungefähr das gleiche kostet", so Kaese.